Sonntag, 23. November 2014

Heldengedenken und Nagelkreuz

Als ich vor kurzem im Land Brandenburg eine Rast am schönen Autobahnkirchlein in Duben gemacht habe, war ich befremdet von einem Heldengedenkstein, unmittelbar vor der Kirche, auf dem in goldener Schrift den gefallenen Helden der Gemeinde Duben dafür gedankt wurde, dass sie ihr Leben im ersten und zweiten Weltkrieg ließen. Mit Kreuz, Eichenlaub und einem steinernen "Stahlhelm" obendrauf.

Wenn man solche Dankesbezeugungen mit Äußerungen vergleicht, die in offiziellen Presseerzeugnissen der evangelischen Kirche gedruckt sind, muss man staunen. Absoluter Pazifismus ist angesagt. Da verkündet die Gemeinschaft der Nagelkreuzler in der brandenburgischen Kirchenzeitung (Nr.42, 19.10.2014), ähnlich wie man es auch schon einmal von der Ex-Bischöfin Käßmann vernommen hat, dass zu Ende des zweiten Weltkriegs die alliierten Bomber viel Unheil über Deutschland und vielen unschuldigen Menschen den Tod brachten. Um solch Unheil nie noch einmal geschehen zu lassen, solle man sich lieber nicht in die Kämpfe, die im Augenblick im Irak und Syrien stattfinden, einmischen. Wenn man sich vor Augen hält, was dort geschieht, wie sehr Menschen leiden und was für Konsequenzen jede weitere Gebietseroberung von IS nach sich zieht, gerät man ins Nachdenken? Was würden Nagelkreuzler sagen, wenn IS im beschaulichen Hiddensee, dem Tagungsort der wohlmeinenden Gemeinschaft, auftauchte oder etwa im Seebad Brighton, wo ihr prominenter Mitstreiter Paul Oestreicher lebt? Ob jene Gruppe von Menschen sich bewusst ist, welche Verantwortung sie auf sich nimmt, wenn sie die jungen Leute, die an der Tagung teilnahmen, in dieser Weise beeinflusst? Die Quintessenz viertägigen intensiven Nachdenkens auf Hiddensee - weitab von jedem Kriegsgetümmel - war, dass wir "freundlicher zu Flüchtlingen sein sollten". Paul Oestreicher bezeichnet diese Mischung aus Ignoranz und Freundlichkeit als: "Entfeindung" und gibt die Erklärung dazu: Macht und Liebe brauchen nicht in getrennten Welten zu sein (was immer man darunter verstehen mag). Er wagt sich sogar zu dem Schluss, dass wer jene Haltung der Entfeindung einnimmt, der gehöre zu solcherart von Gerechten, wie sie seinerzeit in Gomorra vergeblich gesucht wurden.

Interessant wird es, wenn man bedenkt, dass die brandenburgische Kirchenzeitung neutral bis wohlwollend den Bericht über jene Nagelkreuzler schrieb. Dass Dankesdenkmäler für Helden des zweiten Weltkrieges in ihrem Einzugsbereich direkt vor Kirchen stehen, scheint ihr dagegen gleichgültig zu sein. Ich konnte es jedenfalls noch nicht als Thema entdecken. Warum existieren diese Denkmäler unwidersprochen und in den medialen Schatten gestellt, während die radikalpazifistische Einstellung von Christen für die die Gefahr, Opfer von Gewalt zu werden, gegen Null tendiert, gern nach Außen getragen wird? Wer kann diese Diskrepanz erklären?

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