Montag, 23. Juni 2014

Die Zahl Drei

hat man in letzter Zeit vor verschiedenen Substantiven gelesen. Drei Jugendliche wurden bei Hebron, d. h. im palästinensischen Autonomiegebiet entführt, es gibt keine Spur von ihnen. Ob es drei Talmud- oder Jeshiwaschüler waren, sei dahin gestellt. Ob man sie als drei Studenten, drei Schüler oder drei Kinder bezeichnen soll, darüber kann man streiten. Das Wort nach der Drei über das ich schreiben wollte, sind drei Finger. Sie werden von palästinensischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hoch gehalten, fotografiert und ins Internet gestellt, und zwar in großer Zahl und in verschiedenen Variationen. Die Bedeutung dieser Geste ist: Drei Juden haben wir gefangen. Oder auch: Drei Juden zappeln an einer Leine wie drei gefangene Mäuse - so habe ich es in einer palästinensischen Cartoonzeichnung gesehen. Oder ebenfalls ein palästinensischer Cartoon: 3 Köpfe mit den Gesichtszügen der drei Jugendlichen werden vom palästinensischen "Sieger" in ein Tor geschossen.

In den deutschen Medien wird immer wieder erwähnt, dass es noch gar nicht bewiesen sei, dass hinter der Entführung die Hamas stecke, ja dass es nicht einmal bewiesen sei, dass es sich um eine Entführung handle (Es sind übrigens die gleichen Medien, die immer wieder einmal einen palästinensischen Olivenbauern unter seinem Baum hervor holen, und ihn die absurdesten Dinge sagen lassen, die Reporter können ja nichts dafür, was er sagt). Ich las sogar die Vermutung, dass diese verschwundenen Jungen Netanjahu gut in sein Konzept passen, denn so könne er die Einheitsregierung von Fatah und Hamas kompromittieren. Als ich das las oder hörte, fiel mir mein Verschwörungstheoretiker (im Blog 11.+14. Oktober 2011) ein.

Wo bleiben die Stimmen, die immer wieder sagen: "Freunden muss man auch einmal kritisch die Meinung sagen können?" Können Zeitungsredakteure, Bischöfe, Politiker, von denen ich diesen Satz in Variationen hörte, nicht einmal ihre palästinensischen Freunde zur Seite nehmen und ihnen kritisch die Meinung sagen, dass es infam ist, die Not und die Angst der verschwundenen Jugendlichen, ihrer Eltern und Angehörigen mit diesen massenhaften menschenverachtenden Internetspots und schändlichen Karikaturen zu verspotten?

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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