Sonntag, 13. April 2014

In der Bibelstunde

Winzige Szene in einer evangelischen Bibelstunde: Die Geschichte, wie Josef ins Ägyptenland verkauft wird und dort in eine hohe Position aufsteigt, wird besprochen. Josef managt die Bekämpfung der Hungersnot indem er jahrelang Getreidevorräte anlegt und in der Notzeit Getreide an die Hungernden verkauft. "Was - er lässt sich das Getreide bezahlen? Ach ja, der Jude hat es so mit dem Geld".

Die Bemerkung wird ignoriert. Vielleicht will man den alten Herrn nicht bloß stellen. Leider fallen Bemerkungen jener Art immer wieder, so wie einzelne Tropfen. Man bemerkt sie nicht, wundert sich nur, dass man auf einmal nass ist.

Man hätte dem alten Herrn sagen können, dass es selbstverständlich ist, dass man mit Reserven, die man mit einem großen Organisationsaufwand angelegt hat, wirtschaftlich umgehen muss, um weiterhin wirtschaften zu können. Es mussten große Lager angelegt werden, das überschüssige Getreide, die Vorratskammern und die Transporte mussten bezahlt werden. Und selbst wenn ein Teil des Getreides billig oder umsonst an Arme verteilt worden wäre, warum hätte man an die Fremden aus dem Nachbarland, seien sie arm oder reich, das kostbare Getreide umsonst ausgeben sollen?

Woher hat ein harmloser Bibelstundenbesucher, der wahrscheinlich nie einen Juden gekannt hat und der damit aufgewachsen ist, dass das Wort Jude tabu war (denn er hat die Nazizeit nur als Kind erlebt, und danach schwieg man einige Jahrzehnte über Juden), eine Vorstellung, wie es mit den Juden und dem Geld steht? Wo kann er die Erfahrung gewonnen haben, wie Juden mit Geld umgehen? Warum wird so eine Bemerkung allgemein toleriert, obwohl die Konsequenzen, die Juden auch und nicht zuletzt infolge der Verurteilung der angeblich schädlichen jüdischen Beziehung zum Geld zu tragen hatten, auch von Seiten der Kirche, hinreichend bekannt sind.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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