Freitag, 15. November 2013

Ein Leserbrief

Auszug aus der Vorstellung des Buches "Kriegsverbrechen in Sachsen" :

"Es gilt als politisch äußerst unkorrekt, über die Kriegsverbrechen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges an Deutschen begangen wurden, zu sprechen oder gar zu schreiben. Täter sind keine Opfer, lautet das Argument, das man zu hören bekommt und das unwiderlegbar scheint. Aber es waren nicht die Deutschen, sondern die deutschen Nazis, die den Krieg angezettelt und mit unvorstellbarer Grausamkeit geführt haben".

Dazu schrieb ich folgende Leserzuschrift:

In diesem Artikel werden zwei Stereotype weiter gegeben, die nicht Frau L. erfand, weil sie inzwischen zum allgemeinen Gedankengut gehören.

Erstens: Nicht "Deutsche" wären zwischen 1933 und 1945 Täter gewesen, sondern: es waren die Nazis, (wenn auch in diesem Fall deutsche Nazis). Diese ominösen Nazis, schemenhafte Unpersonen, werden säuberlich von der deutschen Volksgemeinschaft separiert, welche wiederum die Funktion hat, Leid ertragen zu haben.

Zweitens: Die Mär, man hat nie deutsches Leid thematisieren dürfen und müsse dieses nun unbedingt nachholen. Es ist wahr, dass in der DDR öffentlich ein falsches Geschichtsbild verbreitet wurde, das bezog sich aber auch auf alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens. Unter dieser starren "Decke" wurde durchaus über Krieg, bzw. Kriegsende sehr lebhaft geredet, damit bin ich aufgewachsen. Wenn man die westdeutschen Kriegsschilderungen aus den 50-ger Jahren und später zu Augen bekommt, dann kann man es gar nicht fassen, was alles an angeblich "nie Thematisiertem" zu Papier gebracht wurde. Auch viele gute Bücher zum "Nicht-Thematisiert-Gedurft-Habenden" gibt es nicht erst seit Neuem, z. B. Peter Bamm "Die unsichtbare Flagge", Hans v. Lehndorff "Ostpreußisches Tagebuch", Siegfried Lenz "Heimatmuseum" Helmut Gollwitzer ".....und führen, wohin du nicht willst".

Fazit: Man muss selbstverständlich im Interesse der historischen Wahrheitsfindung alle Facetten dieser grausamen Zeit erforschen und zur Kenntnis nehmen. Wenn die Wahrheitsfindung aber mit den genannten Stereotypen eingeleitet wird, vermittelt sie den Eindruck des Unwahrhaftigen.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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