Montag, 4. November 2013

Unsere Helden

Wenn wir abends durch die Fernsehprogramme "zappen", geschieht es oft, dass man auf "Phoenix" oder "ntv" eine Sequenz aus einem Dokumentarfilm, der das "3. Reich" behandelt, zu sehen bekommt. Wir sagen dann spöttisch: "Unsere Helden!" und zappen weiter. Über die Qualität dieser Filme kann ich nichts sagen, denn wir schauen sie uns nicht an, nehmen aber ihre ominösen Titel zur Kenntnis wie: Hitlers Frauen, Hitlers Generäle, Hitlers Hauptquartiere, Hitlers Hunde usw. Bis in den letzten Winkel wird Hitlers Seelenleben durchforscht. Allerdings ist sehr zu bezweifeln, dass vermittels dieser Filme ein Verstehen der Gräueltaten dieser Zeit bewirkt wird. Eher vermute ich, dass Verständnis damit verbreitet werden soll. Ich erinnere mich, wie in der einstigen und ebenfalls ominösen "Sonntagsrede" Martin Walsers das ständige Abspielen von Nazi-Dokumentationen im Fernsehen beklagt wurde. Martin Walser hatte damit durchaus Recht, nur lastete er dieses den Juden an und nicht denen, die die Filme ständig drehen und senden.

Vor kurzem sah ich in einer Tageszeitung auf der letzten Seite, die Vermischtes aus aller Welt bringt, unter der Rubrik "Leute" ein bekanntes Foto von Heinrich Himmler in Uniform und darunter stand die "sensationelle" Nachricht, Himmler habe während des Krieges sehr die Zucht von Angorakaninchen gefördert, um warme Leibwäsche für die SS-Führung herstellen zu lassen. Er habe sich um das Wohlergehen der Kaninchen gesorgt, während in den Lagern die Menschen starben. Mich durchzuckte der Gedanke: Die Autoren wollen es! Sie wollen, dass die Leute Hitler, Himmler usw. in Uniform sehen, dass sie sie aus den nichtigsten Anlässen, und wäre es die Angorakaninchenzucht, immer und immer wieder vor Augen haben, damit diese unsere "Helden" nicht vergessen werden. Damit sie als stattliche Personen im Gedächtnis bleiben, während gleichzeitig aus den Vernichtungslagern Elendsgestalten gezeigt werden, Juden kurz vor dem Erschossenwerden vor ausgehobenen Gräben, Leichenberge. Sie (die betreffenden Medien, bzw. die die sie gestalten) wollen nicht, dass die Menschen verstehen und nachdenken, sondern sie wollen, dass die Menschen verinnerlichen, und zwar unsere "stattlichen Helden in Uniform". Dass sie verinnerlichen, wer stattlich war und wer eine Elendsgestalt.

Dahinter steckt ein gesellschaftlicher Wille, und diejenigen, die uns nicht genug unserer stattlichen "Helden" vor Augen führen können, sind - bewusst oder unbewusst – bestrebt, diesen gesellschaftlichen Willen zu erfüllen.

Im Luftreich des Traums

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