Samstag, 7. September 2013

Kirchliche Presseschau

Seit Tagen verfolge ich in den Medien die Pressekommentare über den Bürgerkrieg in Syrien.
Dabei ist in mir der Eindruck entstanden, dass mit Häme die Politik der USA, inklusive des einst so sehr geliebten Obamas, beobachtet wird, die bzw. der sich in einer wahren Zwickmühle befindet. Die Situation ist bekannt: Obama hatte in etwa erklärt, dass er sich aus dem Bürgerkrieg heraushalten wolle, so lange kein Giftgas ins Spiel kommt. Nun wurde Giftgas eingesetzt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch das Assadregime, und Hunderte Zivilisten sind qualvoll gestorben. Obama zögert jetzt schon so lange mit einer Reaktion darauf, dass er in den Augen der Welt, ganz bestimmt aber in der arabischen Welt, bereits an Reputation verloren hat. Ob ein Angriff auf Assad erfolgen wird und in welcher Weise, das werden die nächsten Tage zeigen.

So skeptisch die meisten Kommentatoren einem Kriegseinsatz in Syrien gegenüber stehen, so waren sie sich doch einig, selbst die "taz" und die "Süddeutsche Zeitung", dass man unbedingt auf diesen Giftgaseinsatz reagieren muss, weil sonst nicht nur Assad, sondern allen Potentaten der Erde vor Augen geführt wird, dass ein Giftgaseinsatz auf die eigene - und warum nicht auch auf die Nachbarbevölkerung? - von der Welt toleriert wird.

Auch mir kam es als sinnvoll vor, dass die Intervention zumindest heraus geschoben wird. Wozu Assad in der Lage ist, das war ja deutlich bewiesen. Bei seiner Ankündigung, "zur Vergeltung" Israel anzugreifen, dachte ich an Menschen, die im Norden Israels leben, an deren Leben ich Anteil nehme oder die ich sogar schon einmal besucht habe.

Neugierig war ich aber, was in den zwei kirchlichen Zeitungen, die unseren Haushalt durchlaufen, zu diesem Thema steht.
Die Quintessenz fasst Renke Brahms "Friedensbeauftragter des Rates der EKD" in dem Satz zusammen: "Krieg ist keine Lösung".
Auslandsbischof Martin Schindhütte beklagt, dass bereits Vorbereitungen für eine militärische Intervention in Gange seien.
Der Münchener Erzbischof Marx meint, dass mit Gewalt noch kein einziges Problem gelöst worden sei.
Der griechisch-katholische Pfarrer von Antiochien, Gregor III bezeichnet eine militärische Intervention als einen kriminellen Akt.

Was für eine simple Weltanschauung haben Bischöfe und Friedensbeauftragte? Wie können sie garantieren, dass Assad seine Waffen- und Giftarsenale nicht weiter und vielleicht im noch größerem Umfang einsetzt? Bischof Marx muss in seiner Logik der Meinung sein, dass auch die alliierte Offensive 1944 in Deutschland keine Lösung gebracht hat? (Es scheint, dass nicht nur Bischof Marx so denkt). Wenn man sich die Weltgeschichte anschaut, einschließlich der durch die Kirche initiierten Kreuzzüge, gab es eine Menge Lösungen mittels Krieg. Warum gibt Bischof Marx, der genau weiß, was keine Lösung ist, nicht wenigstens einen Hinweis preis, wie man Menschen vor dem Giftgas retten kann?

Und in welchem Maße fehlt es unseren frommen Männern an Empathie! So lange es nicht Krieg heißt, scheinen ihnen vergaste Zivilisten letztlich gleichgültig zu sein.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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