Samstag, 24. August 2013

Warum ich "DIE ZEIT" nicht mehr lese

Als wir uns nach der "Wende" etwas näher mit der westdeutschen Zeitungslandschaft befassten und uns überlegten, welche Zeitschrift wir uns eventuell zulegen wollten, sind wir bald auf die "Zeit" gestoßen. Wir hatten sie dann jahrelang abonniert, und ich freute mich auf den Donnerstag, wo sie mittags mit der Post kam. Damals war ich der Meinung: Nicht alles darin ist nach meinem Geschmack, aber es gibt jede Woche mindestens zwei Artikel oder auch mehr, von denen ich etwas habe. Hätte ich die "Zeit" charakterisieren sollen, dann hätte ich sie wohl als: auf liberal-konservative Weise sozial, vielleicht auch als bildungsbürgerlich bezeichnet. Das ist nun 20 Jahre her.

Inzwischen hat sich in der Zusammensetzung der Redakteure und in ihrer Einstellung wohl einiges geändert. Zeurst misstrauisch wurde ich, als das "magazin", also die Unterhaltungsbeilage, nicht nur (wieder) eine neue Aufmachung, sondern auch völlig neue Inhalte bekam, die man bezeichnen könnte als: Zeitgeist in Häppchen. Oft haben diese Magazine ein Hauptthema, welches auf jeden Fall an eine reiche Leserschaft appelliert: Teure Uhren, Malerei, Design. Noch misstrauischer machten mich die Reiseanzeigen: Kreuzfahrten, kostspielige Studienreisen, Fernreisen in exotische Gebiete. Die passten einfach nicht zu einem Publikum, das eine Zeitung mit sozialer Ausrichtung liest.

Dann gab es wieder eine größere Änderung im Inhalt der Zeit. Einige Ressorts wurden umgestellt. Eine ganze Zeitungsseite wurde den Lesern gewidmet: Die Zeit der Leser. Eine ganze Spalte über berichten Leser über die glücklichen Begebenheiten ihres Alltags : Herzige Aussprüche der Enkelkinder, Nachbarschaftshilfe, Liebesbezeugungen in allen Variationen, Naturerlebnisse, Freundlichkeit im Alltag. Außerdem kann man klassische Gedichte umdichten, Kritzeleien zu Papier bringen und sie abdrucken lassen, Fotos in verschiedenen Zeitepochen nebeneinander stellen und auch mal seinem Ärger über dieses und jenes Luft lassen, als Pendant zur liebevollen Spalte.

Ganz schnell haben wir entschieden: Das wollen wir nicht! Wenn ich eine Zeitung kaufe, möchte ich etwas Interessantes lesen und nicht wissen, was für ein Selbstbild die übrige Leserschaft von sich hat. Außerdem ist mir die Diskrepanz zu groß: Wenn die Leser ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit auf die schönen und teuren Dinge dieser Welt richten (was ich ihnen nicht übel nehme), aber sich nach außen als die liebevollen, herzerwärmenden Geschöpfe darstellen, die ihr Glück hauptsächlich in Dingen finden, die man nicht für Geld kaufen kann, dann hat die Zeitung in ihrer Ausrichtung eine gehörige Schieflage.

Im Luftreich des Traums

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