Montag, 1. Juli 2013

Ein Erlebnis im spirituellen Bereich

Bei einem sommerlichen Ausflug gelangte ich in das vorpommersche Städtchen L. Als Kind lebte ich hier einige Jahre, und so beschloss ich, mir das Pfarrhaus anzusehen, wo ich damals gewohnt hatte. Kurz nach der Einfahrt ins Städtchen lag rechts an der Durchgangsstraße das Pfarrhaus, in dem ich meine Kindheitsjahre verbrachte. Eine Parkplatz am Straßenrand lud zum Anhalten ein. Zuerst studierte ich den kirchlichen Schaukasten. Es schien kirchliches Leben stattzufinden. Verschiedene Veranstaltungen wie Gottesdienst und Bibelstunde waren angekündigt. Es fehlte aber jeder Hinweis auf das Pfarramt, den Pfarrer und eventuelle Sprechzeiten, so dass es den Anschein hatte, die Pfarrstelle wäre vakant. Das Pfarrhaus wirkte etwas verödet und leblos, was meine Vermutung verdichtete. Ich wusste, dass der nette Pfarrer W., den ich noch kannte, in den Ruhestand gegangen sein muss. Also freute ich mich, dass ich wahrscheinlich Gelegenheit haben werde, Hof und Garten ohne lästiges Fragen und Bitten zu besuchen und ging bis zur Eingangstür des Pfarrhauses (keinen Schritt weiter). Auch an der Tür gab es keinerlei Hinweis auf einen Pfarrer oder eine Pfarrtätigkeit. Plötzlich löste sich von einem aufgebockten Auto in der Nähe der Pfarrscheune die Gestalt eines Mannes. Er kam auf mich zu, stellte sich vor mich hin und fragte: „Was suchen Sie hier?“ Etwas verblüfft gab ich zur Antwort: „Ich interessiere mich für die Kirche, kann ich sie vielleicht ansehen? Gibt es hier einen Pfarrer?“ Er antwortete: „Wenn ich hier nicht vor ihnen stehen würde, würde es keinen Pfarrer geben!“ Das verblüffte mich noch mehr, aber ich behielt die Fassung und fragte weiter: „Aber hier steht doch keinerlei Hinweis auf ein Pfarramt.“ Die Antwort kam prompt: „Hier gibt es keine solchen Hinweise, weil das so mein Wille ist. Und überhaupt, wer sind Sie eigentlich, stellen sie sich erst mal vor.“ Über dieses Verhalten war ich so erstaunt, dass mir keine passende Antwort einfiel und ich mich tatsächlich vorstellte. Dann durfte ich sogar die Kirche besichtigen.

So unglaublich diese Begebenheit klingt, sie hat tatsächlich so stattgefunden. Gerade habe ich in einer kirchlichen Zeitung gelesen, wie wichtig es sei, dass die Kirche auch Kirchenfernen Spiritualität zeige, und überhaupt sei es sehr wichtig, um die Kirchenfernen zu werben. Aufwändige Studien über den Bedarf nach geistlichen Bedürfnissen der Bevölkerung werden durchgeführt, ja an der regionalen Universität gibt es Gegend sogar ein Institut für Missionierung. Man schreit geradezu nach neu zu gewinnenden Kirchensteuerzahlern.

Vermutlich hatte der Pfarrer ein Gespür dafür, dass ich nicht kirchenfern genug war, so dass um mich geworben werden müsste. Und so zeigte er mir stolz das andere Gesicht der Spiritualität.

Im Luftreich des Traums

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