Ideal und Realität
Der 27. Januar ist vorbei, der 30. Januar auch, an dem der Bundestag in diesem Jahr "gedachte". Nun sind die Juden "abgehakt", und Israel ist d´ran. In DR-Kultur wurde ein israelischer Schriftsteller interviewt. Ein "israelkritischer", wie kann es anders sein? Nir Baram, der die Welt nicht in Opfer- und Täterperspektive aufgeteilt sehen will, wie man es wohl gemeinhin tut. In seinem Roman gibt es eine jüdische Kollaborateurin, und "Nazitäter werden nicht mehr dämonisiert" (Das Bild des "verrückten Nazis", sagt der Schriftsteller, sei eine Erfindung der Popkultur). Die gleichberechtigte israelische Gesellschaft, die aus Juden, Palästinensern und Gastarbeitern bestehe, die liege ihm am Herzen. Sein Kernsatz war: Israel ist ein jüdisches Ghetto, das von den eigenen Leuten, d. h. von Netanjahus Leuten, geschaffen wird, und Netanjahu instrumentalisiere dazu den Holocaust. Juden hätten in Israel nicht die Leitkultur vorzugeben. Mauern dürfe es nicht geben und keine Angst. Kurz gesagt Banalitäten, die alles und nichts besagen und bei uns unheimlich beliebt sind.
Mag der junge Schriftsteller es so sehen, und mag das seine Einstellung sein. Unsere Radiosender, die so innig im "Gedenken" sind, werden immer ganz närrisch, wenn ihnen jemand vor´s Mikrofon kommt, der ein ideales Israelbild malt, das nicht Realität wird, was wiederum angeprangert wird. Ich denke manchmal an meine christliche Reisegruppe, mit der ich einmal auf Israelfahrt war. Da wurde oft davon gesprochen, wie wenig gleichberechtigt die Araber in Israel sind. Wenn man dann aber in Akko entdeckte, dass die malerischen Hinterhöfe an der Hafenmole voller Abfall lagen, zückte man sofort die Kamera, um diese Schandflecke zu dokumentieren. Die aufdringlichen Kinder, die uns hinterherliefen um für ein Foto zu posieren, und die, wenn man in die Kamera schaute, ihre Hand zum V-Siegeszeichen erhoben, fand man ausgesprochen lästig.
Wenn doch nur die Menschen, die so genau wissen, wie es in der idealen Welt auszusehen hat, wenigstens in der Lage wären, die Realität zu erkennen!
Mag der junge Schriftsteller es so sehen, und mag das seine Einstellung sein. Unsere Radiosender, die so innig im "Gedenken" sind, werden immer ganz närrisch, wenn ihnen jemand vor´s Mikrofon kommt, der ein ideales Israelbild malt, das nicht Realität wird, was wiederum angeprangert wird. Ich denke manchmal an meine christliche Reisegruppe, mit der ich einmal auf Israelfahrt war. Da wurde oft davon gesprochen, wie wenig gleichberechtigt die Araber in Israel sind. Wenn man dann aber in Akko entdeckte, dass die malerischen Hinterhöfe an der Hafenmole voller Abfall lagen, zückte man sofort die Kamera, um diese Schandflecke zu dokumentieren. Die aufdringlichen Kinder, die uns hinterherliefen um für ein Foto zu posieren, und die, wenn man in die Kamera schaute, ihre Hand zum V-Siegeszeichen erhoben, fand man ausgesprochen lästig.
Wenn doch nur die Menschen, die so genau wissen, wie es in der idealen Welt auszusehen hat, wenigstens in der Lage wären, die Realität zu erkennen!
anne.c - 5. Feb, 21:43