Donnerstag, 15. November 2012

Da schämt man sich, ein Deutscher zu sein

In den 60-ger und 70-ger Jahren kamen die Menschen in Gesprächen noch recht oft auf das Thema Krieg zu sprechen. Damals wurde über die Medien oder durch die Verhaftung von Kriegsverbrechern vielfach offenbar, welche Verbrechen von Deutschen in den besetzten Gebieten und in den Vernichtungslagern geschehen waren. Oft endete so eine Unterhaltung mit den Worten: "Da schämt man sich ein Deutscher zu sein!"

Ich habe diesen Satz nie gesagt. obwohl auch mich das sehr beschäftigt hat. Aber ich hatte in dieser Kriegszeit noch nicht gelebt, und unbewusst war mir klar, dass ich mich nicht für etwas schämen konnte, was vor meinem Leben geschah, bzw. verübt wurde.

Aber für das, was heute geschieht, in der Zeit in der ich lebe, fühle ich mich verantwortlich und habe eine Position. Jetzt schäme ich mich Tag für Tag für das, was in deutschen Medien steht und wie verlogen sie berichten. Über die Situation in Israel. Das ist bewusste Verdrehung der Wahrheit, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Was lese ich, was höre ich? Angriff auf Gaza, Attacke auf den Gazastreifen, Israel bombardiert den Gazastreifen, Israel übt Vergeltung, ägyptischer Solidaritätsbesuch in Gaza. Dass von Gaza seit Jahren - und in den letzten Wochen verstärkt - immer wieder Raketen auf israelisches Gebiet geschossen wurden, dass die Menschen dort in einem Dauerzustand von Angst und Schrecken sind - das gibt es in den Medien einfach nicht. Dass die Hamas in Gaza ihre Waffen und Munitionslager in unmittelbarer Nähe von Zivilisten, auch Kindern, deponieren, dass sie Menschen als Schutzschirme missbrauchen, das bedeutet nichts, wozu sollte man darüber schreiben?

Heute Abend hörte ich einen Kommentar von Torsten Teichmann: Wozu greift Israel den Gazastreifen an? Das nützt doch sowieso nichts. Alles, was Israel gegen Gaza unternommen hat, hat die Lage in Südisrael nicht verbessert usw. Warum spricht er nicht darüber, was in Gaza unternommen wird, um die Lage zu verändern? Vielleicht ist er der Meinung, es "nützt" etwas, wenn Gaza die Bewohner von Südisrael terrorisiert, also ist es nicht der Erwähnung wert. Er hat sich damit entweder auf die Seite der Hamas gestellt oder er sieht nur Israel als die zum Handeln fähige Seite an und die Hamas nicht der Erwähnung wert.

Ohne Übertreibung kann man die Weise wie deutsche (und auch andere) Medien mit dem Konflikt umgehen als schlimm und übel, ja als Hetze bezeichnen. Warum machen sie das? Darauf findet man wahrscheinlich keine Antwort, so wie man nie eine Antwort darauf findet, wenn man sich die Frage nach irrationalem Verhalten stellt. Dass man mit Medienvertretern jener Art die Nationalität gemeinsam hat, kann einen schon zu der Folgerung bringen: "Da schämt man sich, eine Deutsche zu sein!"

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