Ein Bestseller
In einem Regal entdeckte ich ein Buch von Friedrich Schorlemmer. Da ich neugierig bin, studierte ich ein wenig darin. Es ist wohl so, dass diejenigen, die solche allgemein sich gut anhörenden Lebensfloskeln schreiben, überzeugt sind, dass sie auch so denken wie sie schreiben. Immer hat man bei Büchern dieser Art den Eindruck: Schon oft gehört, schon oft gelesen! Den Menschen klar machen, wie sie „gut“ leben sollen, aber in so allgemeiner Art, dass keine Konsequenzen für den Einzelnen gefordert werden, außer vielleicht einmal sieben Wochen etwas weniger essen. So versuche ich herauszufinden, was hinter den Zeilen steckt, was derjenige von sich zu erkennen gibt, ohne dass es ihm bewusst ist. Manchmal Harmloses, oft nichts Gutes, auch Menschenverachtung, denn „die Menschen“ sind ja so dumm, dass sie diese Zeilen nötig haben.
Als Beispiel für einen wahrhaft dem Hass abschwörenden Menschen hat FS Uri Avneri entdeckt: Der gute Jude, der kritisch zu den bösen Juden ist! Auch das kennt man zur Genüge.
Eine Szene aus dem Buch ist bezeichnend: In einer Podiumsdiskussion Anfang der 90-ger Jahre war FS auserwählt worden, um sich mit Hermann Kant auseinander zu setzen. Denn nur FS schien man rhetorisch und intellektuell in der Lage zu halten, diesem brillanten Schriftsteller Paroli bieten zu können.
Als erstes traf FS in Pankow zufällig den mit seinem Enkel spazieren gehenden Egon Krenz, und er entdeckte dabei, dass dieser - nun seiner Macht entledigt - einfach nur ein Mensch ist, und er konnte „keinen Hass“ auf ihn empfinden.
In der Podiumsdiskussion war das Publikum - in Pankow - ganz auf der Seite von Hermann Kant. FS, der die Aufgabe hatte, Kant irgendwie zu zähmen, hat sich in seiner Rolle sehr unwohl gefühlt Die Situation dieser Podiumsbegegnung wurde so schwammig beschrieben, dass man sich seine eigenen Gedanken dazu machen musste. Es schien so gewesen zu sein, dass das Publikum FS natürlicherweise als einen Gegner angesehen und ihn dementsprechend behandelt hat. Und das, obwohl FS sich Mühe gegeben hat, sein Gegnüber HK fair und als ihm ebenbürtig zu behandeln! Wie das genau verlief, konnte ich nicht heraus finden.
Plötzlich sprang noch eine dritte Person in die Bresche, die die Konfusion vollkommen machte: Henrik Broder trat auf - warum auch immer - und der schien es auf eine Konfrontation mit Hermann Kant abgesehen zu haben. Nach dem, was FS geheimnsivoll andeutete, ging Broder nicht fair mit HK um, was wohl das Publikum dann wieder auch Schorlemmer selbst angekreidet hat. FS schien bis heute - gut 15 Jahre danach! - diese Situation nicht verkraftet zu haben, jedenfalls brachte er sie aus unerfindlichen Gründen als Szene in dieses Buch. Da das gesamte Buch keinen ausgesprochen „roten Faden“ hatte, fiel das nicht weiter auf. FS schrieb sogar: Es war so eine unerfreuliche Situation für ihn, dass er danach für mehrere Wochen seiner Kreativität beraubt war.
Man muss FS immerhin zu Gute halten, dass er als ganz große Ausnahme damals nach der „Friedenspreisrede“ dem Martin Walser nicht applaudiert hat, wie die gesamte deutsche Elite. Trotzdem - lutherisch-protestantisch gibt er sich, und da ist Judenverachtung verinnerlicht: Die Einteilung in gute und schlechte Juden. Broder habe so viel Erlogenes und Gehässiges über diese Veranstaltung geschrieben, dass FS immer noch nicht darüber hinweg gekommen sei. Doch Konkretes gibt er nicht bekannt. Keinen einzige der "erlogenen" Sätze, keine Frage, keine konkrete Situationsschilderung. Nur so ein starkes Unbehagen, das Broder in ihm auslöste und das FS an die Leserschaft weiter gibt. FS eben in seiner ganzen Herrlichkeit!
Als Beispiel für einen wahrhaft dem Hass abschwörenden Menschen hat FS Uri Avneri entdeckt: Der gute Jude, der kritisch zu den bösen Juden ist! Auch das kennt man zur Genüge.
Eine Szene aus dem Buch ist bezeichnend: In einer Podiumsdiskussion Anfang der 90-ger Jahre war FS auserwählt worden, um sich mit Hermann Kant auseinander zu setzen. Denn nur FS schien man rhetorisch und intellektuell in der Lage zu halten, diesem brillanten Schriftsteller Paroli bieten zu können.
Als erstes traf FS in Pankow zufällig den mit seinem Enkel spazieren gehenden Egon Krenz, und er entdeckte dabei, dass dieser - nun seiner Macht entledigt - einfach nur ein Mensch ist, und er konnte „keinen Hass“ auf ihn empfinden.
In der Podiumsdiskussion war das Publikum - in Pankow - ganz auf der Seite von Hermann Kant. FS, der die Aufgabe hatte, Kant irgendwie zu zähmen, hat sich in seiner Rolle sehr unwohl gefühlt Die Situation dieser Podiumsbegegnung wurde so schwammig beschrieben, dass man sich seine eigenen Gedanken dazu machen musste. Es schien so gewesen zu sein, dass das Publikum FS natürlicherweise als einen Gegner angesehen und ihn dementsprechend behandelt hat. Und das, obwohl FS sich Mühe gegeben hat, sein Gegnüber HK fair und als ihm ebenbürtig zu behandeln! Wie das genau verlief, konnte ich nicht heraus finden.
Plötzlich sprang noch eine dritte Person in die Bresche, die die Konfusion vollkommen machte: Henrik Broder trat auf - warum auch immer - und der schien es auf eine Konfrontation mit Hermann Kant abgesehen zu haben. Nach dem, was FS geheimnsivoll andeutete, ging Broder nicht fair mit HK um, was wohl das Publikum dann wieder auch Schorlemmer selbst angekreidet hat. FS schien bis heute - gut 15 Jahre danach! - diese Situation nicht verkraftet zu haben, jedenfalls brachte er sie aus unerfindlichen Gründen als Szene in dieses Buch. Da das gesamte Buch keinen ausgesprochen „roten Faden“ hatte, fiel das nicht weiter auf. FS schrieb sogar: Es war so eine unerfreuliche Situation für ihn, dass er danach für mehrere Wochen seiner Kreativität beraubt war.
Man muss FS immerhin zu Gute halten, dass er als ganz große Ausnahme damals nach der „Friedenspreisrede“ dem Martin Walser nicht applaudiert hat, wie die gesamte deutsche Elite. Trotzdem - lutherisch-protestantisch gibt er sich, und da ist Judenverachtung verinnerlicht: Die Einteilung in gute und schlechte Juden. Broder habe so viel Erlogenes und Gehässiges über diese Veranstaltung geschrieben, dass FS immer noch nicht darüber hinweg gekommen sei. Doch Konkretes gibt er nicht bekannt. Keinen einzige der "erlogenen" Sätze, keine Frage, keine konkrete Situationsschilderung. Nur so ein starkes Unbehagen, das Broder in ihm auslöste und das FS an die Leserschaft weiter gibt. FS eben in seiner ganzen Herrlichkeit!
anne.c - 18. Jun, 11:07