Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse heißen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen. Jesaja 5-20
Denkt noch jemand an das Gedicht von Günther Grass "Was noch zu sagen wäre?" Wenn man es anspräche, würde jeder wohl sagen: "Das ist doch Schnee von gestern, kalter Kaffee, darüber ist längst ´Grass´ gewachsen. Wir sind inzwischen bei neuem Diskussionsstoff!" So schnell geht man heutzutage über die brisantesten Themen hinweg. Jedes Thema ist nur interessant, so lange es ganz aktuell ist.
Was hat das Gedicht bewirkt, das viel diskutierte? Immerhin hat es Menschen zu weiteren Gedichten inspiriert, eine Vielfalt von Replikgedichten ist entstanden. Das anrührendste heißt: "Was geantwortet werden muss" von Claude Salama. Hält man beide Gedichte nebeneinander, erkennt man, was echt und was manieriert ist. Und man erkennt, welche Botschaft ein Jude und welche Botschaft ein ehemaliger SS-Mann hat.
Das Gedicht von Günter Gras hatte überzeugte Verteidiger. Aber haben sich diese Verteidiger von Grass und seinem Gedicht etwa vor die israelische Botschaft gestellt, sich von ihrem Schweigen befreit und Israel lautstark zum Verzicht auf Gewalt aufgefordert? Die Ostermärsche fielen doch in die Zeit, als das Gedicht aktuell war. Und es waren nicht mehr, eher weniger Teilnehmer dabei als sonst. Auch Günter Grass selbst machte keine Anstalten, vielleicht eine Demonstration gegen Israel anzuführen. Man kann überlegen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, dass so wenig unmittelbare Wirkung von einem "aufrüttelnden" Gedicht ausgeht. Pogromartige Stimmung hat es nicht hervorgerufen. Pogromartige Tumulte gegen die israelische Regierung, etwa gegen Botschaftsangehörige, könnte ich mir zwar im linken und im muslimischen Spektrum vorstellen, wenig aber im Milieu der Günter Grass Leser.
Gedichte wie das des Günter Grass haben eine ganz andere Aufgabe, als sie vorgeben. Sie sollen anhaltend im Verborgenen wirken. Es ist kein Zufall, dass Debatten jener Art zyklisch sind. Man hat manchmal den Eindruck, dass diejenigen, die jene großen Debatten anstoßen, sich untereinander absprechen, nach dem Motto: "Jetzt bist du dran!" Was all diesen Debatten und Kampagnen gemein ist: Sie sollen Grenzen des Denkens und Handelns verschieben und sie sollen Tatsachen verdrehen und eine verfälschte Wirklichkeit schaffen. In dieser verfälschten Wirklichkeit soll ein konkretes Handeln möglich sein, das sich nicht mehr nach den bürgerlichen Gesetzen richtet, sondern das sich eigene Gesetze schafft. (Man nannte es zu einer gewissen Zeit: ´den gerechten Volkszorn hervorrufen´).
Was hat das Gedicht bewirkt, das viel diskutierte? Immerhin hat es Menschen zu weiteren Gedichten inspiriert, eine Vielfalt von Replikgedichten ist entstanden. Das anrührendste heißt: "Was geantwortet werden muss" von Claude Salama. Hält man beide Gedichte nebeneinander, erkennt man, was echt und was manieriert ist. Und man erkennt, welche Botschaft ein Jude und welche Botschaft ein ehemaliger SS-Mann hat.
Das Gedicht von Günter Gras hatte überzeugte Verteidiger. Aber haben sich diese Verteidiger von Grass und seinem Gedicht etwa vor die israelische Botschaft gestellt, sich von ihrem Schweigen befreit und Israel lautstark zum Verzicht auf Gewalt aufgefordert? Die Ostermärsche fielen doch in die Zeit, als das Gedicht aktuell war. Und es waren nicht mehr, eher weniger Teilnehmer dabei als sonst. Auch Günter Grass selbst machte keine Anstalten, vielleicht eine Demonstration gegen Israel anzuführen. Man kann überlegen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, dass so wenig unmittelbare Wirkung von einem "aufrüttelnden" Gedicht ausgeht. Pogromartige Stimmung hat es nicht hervorgerufen. Pogromartige Tumulte gegen die israelische Regierung, etwa gegen Botschaftsangehörige, könnte ich mir zwar im linken und im muslimischen Spektrum vorstellen, wenig aber im Milieu der Günter Grass Leser.
Gedichte wie das des Günter Grass haben eine ganz andere Aufgabe, als sie vorgeben. Sie sollen anhaltend im Verborgenen wirken. Es ist kein Zufall, dass Debatten jener Art zyklisch sind. Man hat manchmal den Eindruck, dass diejenigen, die jene großen Debatten anstoßen, sich untereinander absprechen, nach dem Motto: "Jetzt bist du dran!" Was all diesen Debatten und Kampagnen gemein ist: Sie sollen Grenzen des Denkens und Handelns verschieben und sie sollen Tatsachen verdrehen und eine verfälschte Wirklichkeit schaffen. In dieser verfälschten Wirklichkeit soll ein konkretes Handeln möglich sein, das sich nicht mehr nach den bürgerlichen Gesetzen richtet, sondern das sich eigene Gesetze schafft. (Man nannte es zu einer gewissen Zeit: ´den gerechten Volkszorn hervorrufen´).
anne.c - 6. Mai, 12:30