Mittwoch, 9. November 2011

Volkstrauertag

Der Volksbund der Kriegsgräberfürsorge ist in großer Sorge, dass der Volkstrauertag zunehmend kommerziellen Zwecken geopfert werden könnte. Er bittet die Kirchen nachdrücklich, auf die angemessene Einhaltung sowohl des Totensonntags als auch des Volkstrauertages zu achten. Ich überlegte, ob es Kirchengemeinden gibt, die bereits am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent mit den Adventsfeiern beginnen oder wie sonst der Volkstrauertag kirchlicherseits befleckt werden könnte. Mir fiel eine Begebenheit ein, die ich gern erzähle, wenn es um die Einhaltung der Sonntagsruhe geht.

Wir verbrachten einen nassen, grauen Novembertag in Koblenz. Der Tag war so ungemütlich, dass nicht einmal Schiffe für einen Ausflug auf Rhein oder Mosel zur Verfügung standen. Mir fielen die vielen auf Halbmast gehissten Fahnen auf, und wir überlegten, welche hohe Persönlichkeit wohl gestorben wäre. Wir schalteten das Autoradio ein: nichts war geschehen, der heutige Volkstrauertag war die Erklärung für die Fahnen. Da wir keine Möglichkeit für einen Spaziergang sahen, beschlossen wir, in das nahe gelegene Kloster Maria Laach zu fahren. Ich hatte mir ein verwunschenes, abgelegenes Gemäuer darunter vorgestellt und war erstaunt, als wir auf einem Parkplatz landeten, der über und über mit Autos vollgestellt war. Es gab sogar einen Fußgängertunnel (oder war es eine Brücke?), durch den man sicher zum Klosterareal gelangen konnte.

Das erste, was uns erwartete, war ein sehr großes Kaufhaus, in das die Menschen hineinströmten. Die Türen standen weit offen, es war hell erleuchtet. Man hatte kaum die Möglichkeit, an dem Kaufhaus vorbei zu gehen, und wir befanden uns auf einmal auch darin. Es war gefüllt mit Devotionalien verschiedenster Art, mit Büchern, Schriften, Geschenken, kleinen netten Dingen des Alltags die christliche Verzierungen hatten, auch christlichem Kitsch. Die Menschen bewegten sich mit ihren Einkaufskörben und sahen sehr vergnügt aus. Man kann sagen: die Kassen klingelten.

Nachdem wir das Kaufhaus verlassen hatten, war es still um uns geworden. In der Klosterkirche befanden wir uns mit ein paar Vereinzelten, die zu ihrer Überraschung Peter Schreier bei einer Gesangsprobe erleben konnten. So viel zu der Verdammung des Kommerzes am Sonntag und insbesondere an so einem hohen christlichen Feiertag wie dem Volkstrauertag. Es passt auch zum Ausspruch, den ich schon mehrmals in der Kirche vernommen habe: Selbst einhalten kann und muss man die Gebote nicht, man muss sie nur kennen und den anderen weiter sagen. Ein Schlüsselsatz.

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