Mittwoch, 2. November 2011

Meinungsmacher

Früh kam ich in die Küche, da hörte ich schon aus dem Radio (DLF): Palästinenser und Israeli wollen beide von ihren Verhandlungspositionen nicht abrücken und haben …… Verhandlungen abgebrochen. Das hatte sonst keinen speziellen Nachrichtenwert. Ich habe den Eindruck, DLF muss gebetsmühlenartig so etwas unter die Leute bringen. Also die „Unversöhnlichkeit, sowohl der einen, wie auch der anderen Seite“. Einmal geht daraus hervor: die einen sind wie die anderen. Man sollte sich die Verhandlungsbemühungen, die Standpunkte der jeweiligen Seite mal genauer ansehen, auch die Kompromisse zu denen sie bereit waren oder sind, die Folgen, die aus diesem oder jenem Verhandlungsergebnis entstanden sind. So genau will man es dann aber auch nicht wissen, man will nur hören: der eine ist genauso wie der andere.

Wenn das erklärte Ziel der Hamas es ist, alle Juden zu vernichten und das erklärte Ziel Israels, dass das Land in Frieden und gewährleisteter Sicherheit existieren kann, dann sind das jeweils die 100 % der Vorstellungen. Wenn Israel auf keine der Forderungen eingeht, die dazu führen sollen, dass seine eigene Vernichtung erreicht werden soll, so rückt es also von keiner Verhandlungsposition ab. Hamas rückt ebenfalls nicht ab, denn ihr erklärtes und in ihrer Charta fixiertes Ziel ist die Vertreibung aller Juden aus Israel und Palästina, und die Tötung aller Juden (Art. 7). Also, wenn keiner von beiden von seiner Position abrückt, dann heißt das bei DLF: beide sind gleichermaßen kompromisslos. Das ist so die Logik, nicht nur vom DLF. Immer wieder begegnet man ihr bei Aussprüchen wie: „Sie wollten doch freie Wahlen in Palästina. In Gaza wurde nun mal die Hamas demokratisch gewählt, nun müssen sie sie doch anerkennen!“ Da schwingt natürlich auch mit: „Hitler wurde ja auch demokratisch gewählt, also war alles was er machte, demokratisch legitimiert, was wollt ihr also?“

Und die Kirche macht bei allem mit. Ich bekam verschiedene Kirchenblätter in die Hand, in allem ist Antijüdisches. Es ist so normal, niemand achtet darauf. Wenn von Christenverfolgung in islamischen Ländern die Rede ist, dann etwas bekümmert und sehr versteckt unter der Rubrik „Vermischtes“. Die Gründung des Staates Palästina ist der brandenburgischen Kirchenzeitung dagegen eine ganze Seite wert. Ein Bischof als Leiter des Jerusalemvereins: Der Staat Palästina muss anerkannt werden! Da wird nicht gefragt, wie der Staat sich definiert, welche Verfassung er sich gibt, welche Gesetze und Grundlagen er haben sollte. Er muss anerkannt werden, auch wenn dann demokratisch die Hamas an die Macht kommt, alle Christen aus dem Land wirft, alle Juden umbringt, weil das ja nun mal in ihrer Charta steht. Der Demokratie muss Genüge getan werden. Wenn es in dem Staat Palästina einem Moslem in den Sinn käme, Christ zu werden, kann er – damit dem Gesetz Genüge getan wird – auch gern umgebracht werden, wie es jetzt in Iran dem Pfarrer Jussef Nadarchani droht. Das ist den christlichen Meinungsmachern immer noch lieber als Juden. Es ist eher zu ertragen, selbst von Moslems umgebracht zu werden, als dass Juden existieren. Darauf läuft es hinaus, wenn man diese Gedanken konsequent zu Ende denkt. Eine kaputte Welt.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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