Vergangenheitsbewältigung
Einige Vorstellungen hatte ich so verinnerlicht, dass es Jahrzehnte dauerte, bis ich mich von ihnen lösen konnte. Diese Vorstellungen resultierten aus dem Zuhören von Gesprächen, aus dem Lesen und aus den eigenen Gedanken, die ich mir dazu machte.
Eine Vorstellung, die für mich Tatsache war, an der ich nie gerüttelt hätte war, dass die Deutschen nach dem Krieg unheimlich bereut hätten, was sie in der Welt angerichtet haben, ganz besonders, dass sie die Juden umgebracht haben. Dass sie eine große Schuld empfinden und „wieder gut machen“ wollen. Dieses Schuldbewusstsein und Reue unterstellte ich noch in verstärktem Maße allen Angehörigen der christlichen Kirchen. Das kam daher, dass ich in einem christlichen Elternhaus aufwuchs, wo tatsächlich mit Reue und Entsetzen darüber gesprochen wurde.
Mehr jedoch noch wurde ich in dieser Meinung bestärkt weil aus der christlichen Literatur so reuevolle Andeutungen herauszulesen waren, die ich für ehrlich hielt. Dank der Tatsache, dass ich in der DDR aufgewachsen bin, also jede Begegnung mit Juden oder Beschäftigung mit der Vergangenheit sehr eingeschränkt war und oft nur über den Umweg über den Westen möglich war, hatte ich kaum Gelegenheit zu einer direkten Auseinandersetzung.
Ein wenig die Augen geöffnet wurden mir in den 80-ger Jahren, als in unserem Kirchenblättchen eine Leserdiskussion angeregt wurde, die ich anfangs für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hielt, deren Zuschriften und dazu die „neutrale“ Haltung des Kirchenblättchens mir die Reuegefühle deutscher Christen in einem anderen Licht erscheinen ließen. Die Basis der Diskussion war eine Geschichte aus der Literatur (ich weiß nicht von wem), die zum Inhalt hatte, dass ein verwundeter SS-Mann im Sterben lag (ob während oder nach dem Krieg weiß ich nicht, es muss ja wohl in Gefangenschaft gewesen sein) und reuevoll dem ersten besten Juden, der auf seinen Wunsch irgendwie herbeigeschafft wurde, seine Untaten bekannte und ihn um Absolution im Namen der Juden anflehte. Dieser Mensch stand dann nur betreten da und gab die Absolution nicht. Das Kirchenblättchen hatte tatsächlich eine rege Diskussion angestoßen, die das Kirchenvolk insgesamt zu der Aussage animierte, dass die Juden ein Volk sind, das nicht verzeihen kann und will. Es gab zwar auch einige andere Stimmen, aber das war der Grundtenor, und die Zeitung machte keinerlei Anstrengung, diesen ein wenig zurechtzurücken.
Eine Vorstellung, die für mich Tatsache war, an der ich nie gerüttelt hätte war, dass die Deutschen nach dem Krieg unheimlich bereut hätten, was sie in der Welt angerichtet haben, ganz besonders, dass sie die Juden umgebracht haben. Dass sie eine große Schuld empfinden und „wieder gut machen“ wollen. Dieses Schuldbewusstsein und Reue unterstellte ich noch in verstärktem Maße allen Angehörigen der christlichen Kirchen. Das kam daher, dass ich in einem christlichen Elternhaus aufwuchs, wo tatsächlich mit Reue und Entsetzen darüber gesprochen wurde.
Mehr jedoch noch wurde ich in dieser Meinung bestärkt weil aus der christlichen Literatur so reuevolle Andeutungen herauszulesen waren, die ich für ehrlich hielt. Dank der Tatsache, dass ich in der DDR aufgewachsen bin, also jede Begegnung mit Juden oder Beschäftigung mit der Vergangenheit sehr eingeschränkt war und oft nur über den Umweg über den Westen möglich war, hatte ich kaum Gelegenheit zu einer direkten Auseinandersetzung.
Ein wenig die Augen geöffnet wurden mir in den 80-ger Jahren, als in unserem Kirchenblättchen eine Leserdiskussion angeregt wurde, die ich anfangs für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hielt, deren Zuschriften und dazu die „neutrale“ Haltung des Kirchenblättchens mir die Reuegefühle deutscher Christen in einem anderen Licht erscheinen ließen. Die Basis der Diskussion war eine Geschichte aus der Literatur (ich weiß nicht von wem), die zum Inhalt hatte, dass ein verwundeter SS-Mann im Sterben lag (ob während oder nach dem Krieg weiß ich nicht, es muss ja wohl in Gefangenschaft gewesen sein) und reuevoll dem ersten besten Juden, der auf seinen Wunsch irgendwie herbeigeschafft wurde, seine Untaten bekannte und ihn um Absolution im Namen der Juden anflehte. Dieser Mensch stand dann nur betreten da und gab die Absolution nicht. Das Kirchenblättchen hatte tatsächlich eine rege Diskussion angestoßen, die das Kirchenvolk insgesamt zu der Aussage animierte, dass die Juden ein Volk sind, das nicht verzeihen kann und will. Es gab zwar auch einige andere Stimmen, aber das war der Grundtenor, und die Zeitung machte keinerlei Anstrengung, diesen ein wenig zurechtzurücken.
anne.c - 4. Sep, 09:20