Donnerstag, 14. November 2024

Pogrom in Amsterdam

Es geschehen täglich Ausschreitungen und Hasskundgebungen gegen Juden oder gegen Israeli. Angeblich sind das alles Reaktionen auf den Gaza/Libanonkrieg, aber ich habe das Gefühl, das sind Handlungen, die ihren Selbstlauf nehmen. Auch wenn der Krieg vorbei sein wird, wird es diese Ausschreitungen weiter geben. Der Geist ist sozusagen aus der Flasche gelassen. Das liegt auch daran, dass antisemitischen Ausschreitungen sehr viel Toleranz von Seiten Regierung und Medien entgegen gebracht wird.

Die Ausschreitungen, das Pogrom in Amsterdam nach einem holländisch-israelischen Fußballspiel sind schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Wenngleich dieser oder jener Politiker behauptete, er wäre „fassungslos“ darüber. Israelische Fußballfans, die ihrer Mannschaft nach Amsterdam hinterher gereist waren, wurden nach dem Fußballspiel gejagt, geschlagen, getreten, sogar in eine Gracht geworfen.

Es wird berichtet, dass die israelischen Fans durchaus auch nicht unschuldig waren. Eine palästinensische Fahne wurde von den Fans von einer Wand heruntergerissen, auch gab es Beschimpfungen gegen muslimische Jugendliche. In einer Zeitung wird das so bezeichnet:
Die antiisraelischen Ausschreitungen hatten eine „Vorgeschichte“. Die Jagd auf Israeli könnte man so eher verstehen.

Zufällig wurde ja zwei Tage später der 9. November als Gedenktag des Novemberpogroms 1938 begangen mit den üblichen betroffenen Reden von Politikern. Ob sich da einer vielleicht auch zu der Aussage verstiegen hat: ´Das Novemberpogrom hatte eine Vorgeschichte. Ein polnischer Jude hat den deutschen Diplomaten Ernst von Rath ermordet´?

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Arye Sharuz Shalicar

Arye Shalicar ist Deutscher – Israeli – Iraner - ein Pressesprecher der israelischen Armee (IDF) und Podcaster über den leidigen Krieg in Israel für das deutsche Publikum
Sehr viele Menschen kennen ihn, manche sogar persönlich, viele haben seine Bücher gelesen, in denen er beschreibt, wie er als eingewanderter iranischer Jude in Berlin unter Arabern und Türken aufgewachsen ist. Wie er als Jude in Deutschland von verschiedenen Seiten Antisemitismus erfahren hat und schließlich nach Israel auswanderte. Seine Sprache ist einfach und direkt, er versteckt sich nicht hinter Floskeln, hat aber so viel erlebt, dass er Floskeln und geheuchelte Sprache erkennt.

Nachdem die Hamas am 7.10.2023 Israel barbarisch überfallen hat, wirkte er als Reservist, jedenfalls für einige Monate, in der Armee als Pressesprecher. Zu seiner Arbeit gehörte, dass er dank seiner Sprachkenntnisse und dank seiner Beziehungen zu Deutschland jeden Tag eine Sendung über die täglichen Kriegsereignisse für das deutschsprachige Publikum veranstaltete. Einige Monate berichtete er jeden Tag, was im Krieg zwischen Israel und seinen Feinden passierte, als der Krieg sich nun unendlich in die Länge zog, verlängerte er die Abstände zwischen den Berichten auf ca. 3 Tage. Ab und zu fliegt er in den deutschsprachigen Raum, hält Vorträge und erzählt authentisch über den Krieg in Israel.

Nicht nur, dass er den Hörern sehr detailliert über den Verlauf der Kämpfe zwischen der IDF und Hamas/Hisbollah berichtet, er versteht es sehr emotional, die Hintergründe nahe zu bringen, die Lage der Menschen in Israel zu beschreiben., und vor allem, die Situation der Geiseln lässt ihn nicht los. Durch Aries Berichte erfährt man, wie vielen einzelnen Menschen zumute ist, man ist sozusagen am Geschehen dran.

Nicht weniger emotional schildert er sein Erschrecken, seinen Abscheu und sein Unverständnis über das Verhalten vieler ausländischer Politiker und Presseleute gegenüber Israel. Dazu kann ich sagen, dass – so weit weg ich auch vom Geschehen entfernt bin -, ich dieses Entsetzen ganz und gar teile. Arye Shalicar (und ich und andere mit ihm) erkennt insbesondere im Verhalten der UNO nicht nur eine starke Israelfeindschaft, sondern auch eine Affinität zum Terrorismus (jedenfalls zum Terrorismus gegen Juden). Nie werde ich mein Entsetzen vergessen, gleich nach dem 7.10., als UNO-Generalsekretär Guterres erklärte, dass der Hamas-überfall „ja nicht im luftleeren Raum stattfand“, d.h., das Verbrennen von Menschen, Köpfen von Babys, Vergewaltigen hätte schon alles seine Ursache gehabt. Das macht man eben so, wenn man sich als „besetzt“ empfindet (wobei Gaza, woher Hamas den Angriff unternahm, nun einmal wirklich nicht "besetzt" war). Die Liste der „prominenten“ Namen von Antisemiten ist unendlich lang: Albanese, Borrell, Baerbock, Kouchner …….. Alle mit hohen politischen Ämtern ausgestattet, d.h. entsprechend sieht ihre Politik aus.

Mir gefällt, dass Arye Shalicar die Dinge so anspricht ausspricht, wie sie sind. Er versteckt sich nicht hinter einem Schleier von wohltönenden Worten. Er steht mit seiner ganzen Person hinter dem, was er sagt. Darum ist er für mich integer und glaubwürdiger als das, was man öffentlich rechtlichen Medien erfährt.

Dienstag, 29. Oktober 2024

Deutsche Selbstgespräche zu Israel und Palästina (Teil 2)

MS-Haus

Nach einer ausgiebigen Bewirtung kam es zum letzten Punkt der Veranstaltung, einer Podiumsdiskussion zum Thema: wie sieht es hier und heute mit dem Antisemitismus aus, und was wird dagegen getan? Daran nahmen teil: der moderierende Pastor, weiter ein Theologe, der Beauftragter der Kirche für jüdisches Leben ist, die Leiterin des Begegnungshauses, der Landesrabbiner, und eine ukrainische Jüdin, die in einer Meldestelle für antisemitische Vorfälle arbeitete. Aktiv machte bei der Diskussion ein Polizist mit, der eigentlich zum Schutz des Hauses abgestellt war, der sich aber interessiert unter die Teilnehmer mischte (was mir gut gefiel). Die Leiterin des Begegnungshauses, die auch Führungen für Schulklassen veranstaltet, erzählte, dass unmittelbar nach dem 7. Oktober die Anmeldung von Schulklassen rapide zurückgegangen war, offensichtlich weil man Angst mit der Berührung mit allem „Jüdischen“ hatte, und auch weil Lehrer aus Hilflosigkeit, keine eigene Meinung zum Konflikt zu haben, auf die Führungen verzichteten. Das hätte sich sehr geändert, denn inzwischen bestehe ein großes Interesse nach Informationen. Auch von der Universität kämen Anfragen. Der Polizist und ein Lehrer mischten sich ein. Die Frage kam, was denn die ganze Aufklärung nütze, wenn die Kinder zu Hause später etwas ganz anderes hörten. Dabei fiel der fragwürdige Satz des Lehrers, dass – wenn es nach ihm ginge – alle Kinder von AfD-Wählern in ein Internat gesteckt werden sollten. Vielleicht sollte es ein Scherz sein, in meinen Ohren klang es nach Totalitarismus. (In der DDR war die Internatserziehung Jugendlicher sehr verbreitet, weil man meinte, so besseren Einfluss auf sie zu haben.) Jemand sprach das gerade aktuelle Thema UNIFIL-Soldaten an und meinte, die UNO dürfe sich nicht so „auf der Nase herum tanzen lassen“. Ob er damit das Nicht-Handeln dieser Soldaten in den letzten Jahren meinte oder die Tatsache, dass die IDF mit UNIFIL ins Gehege kommt, war nicht ersichtlich.

Die beiden jüdischen Teilnehmer der Runde meinten, dass der Antisemitismus sehr zugenommen hätte. Sie erzählten von ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen. Eine „Meldestelle“ für antisemitische Vorfälle, die die Frau leitete, darüber kann man geteilter Meinung sein. Da bin ich zu sehr DDR-geschädigt. Mir wäre statt einer Meldestelle lieber, tagsüber die antisemitischen Ergüsse in den öffentlichen Medien (übrigens auch in kirchlichen Medien) zu hören/lesen, zu dokumentieren und diese zu sanktionieren. Und Vorfälle in den Schulen: da sollten die Lehrer nicht „hilflos“ sein, sondern in der Lage, mit den Jugendlichen über eventuelles Fehlverhalten zu sprechen und nicht den Weg über Meldestellen zu nehmen.

Was überhaupt nicht zur Sprache kam, war eventueller Antisemitismus von Muslimen. Man hatte doch den Eindruck, sich in eine sterile Welt begeben zu haben, in der es politisch korrekt zugeht. Da sprach man lieber nicht Dinge an, die eventuell Ärger bringen würden, da die Veranstaltung von verschiedenen Fördertöpfen gesponsert wurde.

Insgesamt war es ein interessanter Abend, die vier Stunden vergingen wie im Fluge. Auch wenn der Inhalt nicht ganz zum versprochenen Thema passte, so ist es doch immer interessant zu erfahren, was verschiedene Leute zu solchen brisanten Angelegenheiten denken.
(Ende)

Samstag, 26. Oktober 2024

Deutsche Selbstgespräche zu Israel und Palästina (Teil 1)

Der Titel ist irreführend. Denn es wird hier wenig vorkommen von den „Deutschen Selbstgesprächen“. Doch es war der Titel zu einer Veranstaltung, die in der Nähe in einer Begegnungsstätte/jüdische Kultur abgehalten wurde, und an der ich teilnahm.
Die Veranstaltung beinhaltete die Einführung eines Pfarrers zu dem angegebenen Thema, einen Vortrag über Israel-Palästina von einem Historiker und eine Podiumsdiskussion über „jüdisches Leben heute“ incl. „Strategien gegen Antisemitismus“.

In der Einführung stellte der Referent die These auf, dass die Heftigkeit, mit der in Deutschland über den Nahostkonflikt diskutiert würde, oft weniger das Thema betrifft, sondern dass bewusst oder unbewusst die eigene Vergangenheit reflektiert würde. Die Argumente in den Diskussionen würden oft ideologisch erhöht werden, man solle der Ehrlichkeit halber sich immer seine eigenen Motive vor Augen halten.

Danach hielt ein Historiker einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen der „linken Bewegung“ und Antisemitismus. Er schilderte, wie die „Linken“, die anfangs durchaus mit Israel sympathisiert hatten – wegen der Kibbuzbewegung -, sich nach dem 6-Tage-Krieg abrupt abwandten und sich dem Antisemitismus in Worten und Taten hingaben. Der Antisemitismus nach dem 7. Oktober hat ihn sehr erschreckt, und er fand, dass es auf den Universitäten viel schlimmer zugeht als in seiner Jugendzeit. Das hat ihn so beschäftigt, dass er ein Buch über den Konflikt geschrieben hat.

MS-Haus-0

Anschließend wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Leider wurden Fragen zu den „Deutschen Selbstgesprächen“ nicht gestellt, und so wurde das Thema nicht ausgeweitet. Es wurden Fragen zum gegenwärtigen Krieg, zu seinen Perspektiven, zum Tunnelsystem, zu der Möglichkeit einer 2-Staatenlösung gestellt. Der Historiker sah die Entwicklung sehr skeptisch, fand aber, dass es einige Hoffnungspunkte gibt, z.B. das Verhältnis von Jordanien und Ägypten zu Israel. Es fiel aber auch der Satz, dass das politische Konzept von Netanjahu darin bestände, eine Zweistaatenlösung zu verhindern. Der Historiker schien der Politik des ehemaligen israelischen Ministers Benny Gantz nahe zu stehen.

Fortsetzung folgt

Sonntag, 20. Oktober 2024

Gespräch mit Ahmad Mansour

Am 18.10. konnte man in der Sendung „Arye Shalicar´s Nahost Pulverfass – Kriegsbericht aus Israel“ ein Gespräch mit Ahmad Mansour, dem arabisch-israelischen Psychologen, der in Deutschland lebt und dort vielfältig im Sinne von Verstehen und Verständigung wirkt, hören. Dieses Gespräch war so interessant – in mehrerer Hinsicht -, dass ich versuchen will, es nachzuzeichnen.

Der Anlass des Gesprächs war der Tod des Hamasführers Sinwar. Mansour äußerte große Freude darüber und hielt das Verschwinden Sinwars für eine große Chance. Er meinte, dass die Hamas schnell versuchen werde, sich neu zu organisieren, aber dass die augenblickliche Situation ausgenutzt werden müsse, um die Zerstörung der Hamas voranzutreiben und eine Neuorganisierung zu verhindern.

Kennzeichnend für die Ansichten Mansours war das große Vertrauen, das er zu Israel hatte, obwohl er als arabischstämmiger Israeli in einer Atmosphäre der Feindschaft zu den Juden aufgewachsen war. Sein Studium, seine Erfahrungen, sein Denkvermögen haben ihn zu seiner jetzigen Haltung gebracht. Beeindruckend war seine positive Haltung, da wir hier gewohnt sind, bei jeder neuen Eskalation zu hören: `Jetzt wird alles nur noch schlimmer`. Wie man auch an anderen Stellen lesen kann, war einer der Gründe des Hamas-Angriffs die Tatsache, dass es eine starke Annäherung von einigen arabischen Staaten mit Israel gegeben hatte, die zerstört werden sollte. Mansour vertraute darauf, dass diese arabischen Staaten auch weiterhin begreifen werden, dass diese Region viel davon haben wird, wenn sie mit Israel zusammenarbeiten. Und dass sie erkennen, dass die negative, zerstörerische Haltung der palästinensischen Araber Verderben in die Region bringt.

Geradezu vernichtend waren Mansours Ansichten über Europa, insbesondere über Deutschland. Ja, er meinte sogar, Deutschland dürfe man auf keinen Fall eine Rolle beim Wiederaufbau und bei der Verwaltung von Gaza geben. „Deutschland schafft es bei seiner Planlosigkeit und Konzeptlosigkeit nicht, bei sich zu Hause eine Distanz zu den Muslimen einzunehmen, wie sollte es das in Gaza tuen?“

Den Europäern warf er Überheblichkeit und Ignoranz vor. Sie nehmen - gewollt oder ungewollt – nicht zur Kenntnis, in welcher für das Land lebensbedrohlichen Lage Israel ist, das an vielen Fronten einen verzweifelten Kampf kämpfen muss, und sie dämonisieren das Land.

Erstaunlich war Mansours optimistische Haltung: nächstes Jahr wird er wieder mit seiner Familie in Tel Aviv im Mittelmeer baden. Israel wird aus seinen Fehlern und aus den Erfahrungen, die es im Krieg gewonnen hat, lernen, sich toll entwickeln und für die Länder der Region ein Vorbild sein. Allerdings wird es ein schwerer und opferreicher Weg dahin sein.

Es war erfrischend, dieses Gespräch zu hören, eine andere Sicht zu erfahren von einem Menschen, den man auch in anderem Zusammenhang als authentisch und überzeugend wahrgenommen hat.

Dienstag, 15. Oktober 2024

„Das hätte ich nie für möglich gehalten!!!“

Immer wieder bekommt man Aussagen wie diese zu hören, sei es in positiver oder negativer Hinsicht. In Bezug auf die „Wende“, „Wiedervereinigung“ habe ich es oft gehört. Und nun – natürlich -, wenn es um den 7. Oktober 2023 in Israel und seine Folgen geht. Ich muss gestehen, dass ich jetzt auch manchmal sage: „Das hätte ich nie für möglich gehalten!“ Dass so ein schreckliches Unglück bzw. eine aktive barbarische Mordorgie über das Land bricht, das konnte man schon für möglich halten, wenn auch in anderer Weise. Denn, wenn man an das Atombombenprogramm des Irans dachte, die Drohungen, die von der Führung dieses Landes kamen, die „Restzeituhr“, die in Teheran auf dem „Palästina-Platz“ die Zeit bis zur Vernichtung Israels anzeigt, die immer raffinierteren Terrorattacken, dann konnte man jederzeit mit einem schrecklichen Ereignis rechnen.

Doch was ich wohl auch nicht für möglich gehalten hätte, das war, dass die Welt einverstanden mit der Vernichtung Israels ist. Dass das Prinzip Antisemitismus sich immer weiter verbreitet und geschürt wird. Die Welt: repräsentiert von der UNO, sehr vielen Medien und schließlich von vielen Menschen, die sich für Juden gar nicht interessieren, aber angesteckt werden. In dem einen Jahr nach dem Massaker habe ich mehr über Antisemitismus gelernt, als in Jahrzehnten zuvor, als Antisemitismus mehr mit dem Nachdenken über die Vergangenheit verbunden war.

Jeden Tag kommt ein „Baustein des Antisemitismus“ hinzu, im Augenblick ist es der Umgang mit den UNIFIL Soldaten im Libanon. Jene Soldaten, die 18 Jahre lang tatenlos dabei waren, als die Hisbollah eine beispiellose Bewaffnung des Libanons durchführte, und nicht nur das, die einen ständigen Raketenbeschuss Israels aus dieser Gegend zuließen. Nun besteht die UNO darauf, dass die so genannten Friedenssoldaten mitten in den Kämpfen mitagieren, dass sie sozusagen als menschliche Schutzschilde die Kriegshandlungen der Hisbollah gegen Israel unterstützen. Was kann man dazu anderes sagen als: ´Die Vernichtung Israels ist gewollt´. Was kann man dazu sagen als Antisemitismus? Wenn man sich das Handeln der Weltorganisation und vieler „demokratischer“ Regierungen vor Augen hält, ihre Handlungen, Meinungen, hätten – wenn Israel sie befolgte -, immer zur Folge, dass das Land in immer größere Bedrängnis geriete.

Es wird hier viel von Demokratie geredet, aber es scheint, als meine man damit: Die Mehrheit entscheidet, welche Minderheit unterdrückt und vernichtet wird. Das Abstimmungsverhalten in der UNO spricht eine deutliche Sprache. Die „Werte“, die sich die Weltgemeinschaft angeblich zur Grundlage gemacht hat, werden auf den Kopf gestellt, und gleichzeitig werden sie propagiert. Orwell ist aktueller denn je.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Annalena Baerbock und das Münchener Abkommen

„Es droht die Destabilisierung des gesamten Libanons, und das ist in keinster Weise im Interesse der Sicherheit Israels“, verkündete vor einigen Tagen die Außenministerin Deutschlands, Annalena Baerbock, als sie die israelische Regierung zu ihrem Vorgehen im Krieg gegen die Hisbollah belehrte. Dass die Hisbollah, den Libanon bereits destabilisiert hat, dass diese in den letzten Jahren tausende Raketen auf Israel geschossen hat, scheint sie nicht zur Kenntnis zu nehmen, das mag für sie schon „die Sicherheit Israels“ bedeuten.

Was hat sie zu dieser Aussage bewogen? Möglicherweise die tiefe Verinnerlichung, dass sie als Deutsche die Juden zurechtzuweisen hat. Wahrscheinlich hat sie es in ihren Genen, dass Juden einer deutschen Ministerin parieren müssen. Dass es die natürliche Haltung der Juden ist, sich umbringen zu lassen. Vielleicht ist auch die verschwommene Kenntnis über die Vorgänge des Münchener Abkommens. Da war es doch auch so, dass die Sicherheit Europas auf dem Spiel stand. Wie wurde damals allgemein gejubelt, dass „der Frieden gerettet“ ist, nachdem das Sudetenland an Deutschland abgetreten worden war. „Bloß keine Eskalation!“ Und sie hat ja auch gut geklappt, die Nichteskalation, jedenfalls für eine ganze Weile.
Möglicherweise spricht auch aus dem Verhalten von Annalena Baerbock einfach abgrundtiefe Dummheit.

Dienstag, 24. September 2024

Deutsche Staatsraison

Im Gegensatz zu vor ca. 50 Jahren wird sehr viel über den Holocaust gesprochen und geschrieben. Leute, die diese Zeit erlebt und überlebt haben, gehen in Schulen und erzählen über ihr Leiden und Leben. Man hört danach oft, dass die Zuhörer erschüttert und auch beeindruckt sind. Es gibt unzählige Bücher, Gedenkstätten und Erinnerungen an diese Zeit. Wenn man möchte, kann man sich über alles informieren, was zu erfahren möglich ist. Es wird von Erinnerungskultur gesprochen, Politiker und andere äußern sich darüber, was für eine hohe Erinnerungskultur wir in unserem Land haben. Man hat den Eindruck, dass damit gemeint ist: ´Wir haben die tollste Erinnerungskultur der Welt`. Ja, man könnte meinen, das, was man Holocaust nennt, wäre nur die Ursache, um diese tolle Erinnerungskultur hervorzubringen.

Wie aber sieht die Wirklichkeit aus? Man könnte sagen: dissonant und peinlich. (Damit meine ich nicht einzelne Menschen, sondern die gesellschaftliche Wirklichkeit).

Am Verhältnis der deutschen Politik zum Staat Israel kann man vieles erkennen. Es ist bekannt, dass Israel unter anderem aus den Trümmern, aus den Überbleibseln des Holocaust hervorgegangen ist. Irgendwie gibt man es zu, und nennt seine Politik: „die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsraison“. So genau wird nicht erklärt, was „deutsche Staatsraison“ bedeutet und was für Konsequenzen sie eventuell hätte.

Einige Beispiele möchte ich nennen, wie es aussah, als Deutschland in eine direkte Konfrontation mit Israel kam:

Olympia-Massaker bei den Olympischen Spielen in München 1972. Sicher war es nicht bewusster Wille, dass der Ausgang des Attentats so tragisch war. Vielleicht war es Unfähigkeit, das Nichtvorstellungsvermögen, dass so etwas möglich ist. Fakt ist aber, dass Israel darum bat, seine in der Terrorabwehr viel erfahreneren Spezialisten einsetzen zu dürfen, was ihnen von Bundeskanzler Willy Brandt strikt verboten wurde. Fakt ist: 11 israelische Sportler wurden auf deutschem Boden ermordet. Und, wenn man schon nichts hatte abwehren können: die Spiele gingen weiter. 11 ermordete Juden waren den Veranstaltern der Abbruch der Spiele nicht wert. Warum sollte man?: Die Ermordung von Juden war Jahre zuvor zur Routine geworden. Viele von den Mördern lebten damals noch.

Yom Kippur-Krieg 1973: Gab es damals den Begriff „deutsche Staatsraison“ noch nicht, oder warum ver hielt sich die deutsche Bundesregierung so, wie sie sich verhielt? Am 6.10.1973 überfielen Syrien und Ägypten Israel an seinem höchsten Feiertag. Die Lage war so ernst, dass wirklich der Untergang Israels drohte. Dank amerikanischer Waffenlieferungen an Israel konnte das Unglück abgewendet werden. Doch die deutsche Bundesregierung fürchtete um ihre guten Beziehungen zu den arabischen Ölstaaten, und beschloss einen Lieferstopp für amerikanische Schiffe und Flugzeuge, wobei besonders der Außenminister Scheel (früheres NSDAP-Mitglied) die treibende Kraft war. Der Krieg war schnell vorbei, und der befürchtete Eingriff der Sowjetunion zugunsten der arabischen Staaten fand nicht statt, der Lieferstopp war nicht mehr relevant.

Hamasüberfall auf Israel 2023 Die Reaktion deutscher Politiker nach dem 7. Oktober war so, dass mir der aus meiner Kindheit geläufige Ausspruch „Da schämt man sich, ein Deutscher zu sein!“ (bei Unterhaltungen über den Krieg) aktuell erscheint. Im November 23, nachdem in Israel der größte Massenmord an Juden (und anderen) nach dem Holocaust, zudem auf barbarischste Weise, stattgefunden hatte, wusste die UNO nichts Besseres zu tun, als Israel für alles Mögliche an den Haaren herbei Gezogene zu verurteilen. Deutschland machte fleißig dabei mit. Es verurteilte Israel 8 mal. Danach flog die Außenministerin 9 mal nach Israel und hat sehr streng mit den Menschen, die Schlimmstes durchgemacht haben und durchmachen, gesprochen. Sie belehrte sie, dass der Konflikt nicht eskalieren dürfe, dass nur eine Beruhigung Verhandlungen zum Frieden möglich machen könne, ungeachtet der existierenden Tatsachen und ungeachtet, dass Israel sich in einem Kampf befindet, in dem es im wahrsten Sinne des Wortes um seine Existenz geht, und in dem es gegen unversöhnliche Feinde kämpft. Vor Kurzem lud Frau Baerbock ausgesprochene Israelfeinde (Roig, Jabarine, Barenboim), die sich in sozialen Medien antisemitisch geäußert haben, zu einem festlichen Abendessen ein, um mit ihnen ein Gespräch „auf Augenhöhe“ zu führen. Sie wolle auch „andere Positionen“ kennenlernen.

Gar nicht erwähne ich jetzt die täglichen Nachrichten öffentlicher, also staatlicher Sender, von denen täglich durch geschicktes Framing verschleierte bösartige Berichte über Israel zu hören sind. All das mündet für mich in der Aussage von Zwi Rex: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“

Und was versteht man nun unter „deutscher Staatsraison“?

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Pogrom in Amsterdam
Es geschehen täglich Ausschreitungen und Hasskundgebungen...
anne.c - 14. Nov, 22:22
Arye Sharuz Shalicar
Arye Shalicar ist Deutscher – Israeli – Iraner...
anne.c - 6. Nov, 21:56
Deutsche Selbstgespräche...
Nach einer ausgiebigen Bewirtung kam es zum letzten...
anne.c - 29. Okt, 08:37
Deutsche Selbstgespräche...
Der Titel ist irreführend. Denn es wird hier wenig...
anne.c - 26. Okt, 17:59
Gespräch mit Ahmad Mansour
Am 18.10. konnte man in der Sendung „Arye Shalicar´s...
anne.c - 20. Okt, 21:52
„Das hätte ich nie für...
Immer wieder bekommt man Aussagen wie diese zu hören,...
anne.c - 15. Okt, 12:26
Annalena Baerbock und...
„Es droht die Destabilisierung des gesamten Libanons,...
anne.c - 2. Okt, 11:09
Deutsche Staatsraison
Im Gegensatz zu vor ca. 50 Jahren wird sehr viel über...
anne.c - 24. Sep, 19:31
Interpretation von zwei...
Falls ich versuchen könnte zu verstehen – aber das...
anne.c - 19. Sep, 12:42
Interpretation von zwei...
Ich glaube in den Schrecken des Dritten Reiches ein...
anne.c - 12. Sep, 11:15

Links

Suche

 

Status

Online seit 4845 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Nov, 22:24

Disclaimer

Entsprechend dem Urteil des Landgerichts Hamburg vom 12.05.1998 gilt für alle Links und Kommentare auf diesem Blog: Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seitenadressen und aller Kommentare, mache mir diese Inhalte nicht zu eigen und übernehme für sie keinerlei Haftung.

Impressum

Anne Cejp
Birkenstr. 13
18374 Zingst