Nachtrag zu den Stolpersteinen

Vor Kurzem spazierte ich durch die kleine böhmische Stadt Chrudím. In der Hauptstraße tauchten vor mir vier ins Pflaster eingelegte Stolpersteine auf. Einer Familie waren sie gewidmet, deren Mitglieder 1942 nach Auschwitz deportiert worden waren, und von denen nur die 30-jährige Tochter überlebt hat. Ich beobachtete mich selbst, wie meine Reaktion darauf ist. Ich hatte ein gutes Gefühl, natürlich nicht dem Anlass, aber den Steinen gegenüber. Ich konnte die Namen lesen, mir die Familie und ihr Schicksal vorstellen. Es ist Sache jedes Einzelnen, wie er sich solchen Steinen bzw. den geschichtlichen Tatsachen gegenüber verhält. Auch wird man nicht verlangen, dass jeder Passant sich Gedanken um die Stolpersteine macht. Aber sie fordern heraus, und können bewusst oder unbewusst zu einem geschichtlichen Denken herausfordern.
anne.c - 19. Jun, 23:00