Lager Svatobořice

Svato (Bildunterschrift: Hier begannen sie diejenigen aus der ganzen Republik zu sammeld, deren Verwandte.........)

Wie oft bin ich, meistens mit dem Bus, durch den kleinen Ort Svatobořice in Südmähren gefahren. Dort war mir eine kleine Textilfabrik mit großen Hallen aufgefallen. Jemand sagte zu mir: „Dort war früher ein KZ“. (Immerhin waren diejenigen, die mir das erzählten, aus einer Zeit, wo sie das als lebendige Tatsache wussten). Aber ich war auch nicht auf die Idee gekommen, an Ort und Stelle genauer hinzuschauen, zu harmlos sahen die paar Baracken aus.

Nun sah ich aus reinem Zufall einen Film über eine ehemalige tschechische Häftligsfrau. Sie erzählte über ihr Leben, und wie sie in das Lager Svatobořice geraten war. Svatobořice: der Ort, durch den ich so oft gefahren oder als Ausgangspunkt für Wanderungen genutzt habe. So konnte ich etwas über das Lager erfahren, im Film, nicht in der direkten Anschauung.

Es wurde als KZ-Außenlager erst im September 1942 (nach dem Attentat auf Heydrich) in Betrieb genommen. Man richtete es extra ein, um Verwandte von Leuten zu internieren, die entweder in der Auslandsarmee kämpften oder die aus politischen Gründen verhaftet oder geflohen waren (die so genannte Sippenhaft). Wenn die verhafteten Menschen jüdisch waren, war das Lager Ausgangspunkt für eine weitere Deportation nach Theresienstadt oder nach Auschwitz.

Auch in dem kleinen Ort Svatobořice hat man die Vergangenheit nicht einfach zur Seite gelegt. Der Ort, der hauptsächlich für seine Weinkeller bekannt ist, richtete zum 70 Jahrestag der Befreiung des des Lagers einen großen Empfang aus mit vielen geladenen Gästen. Die wichtigsten Gäste waren ehemalige Gefangene, die gerade noch das Alter hatten, mobil und sogar mit eigenen Vorträgen daran teilzunehmen. Die konnten über die Zeit ihres Gefangenendaseins den Zuhörern, insbesondere Schülern, berichten. Das ehemalige Häftlingsmädchen Věra Destacellová, nun eine Frau, die auf die 90 zuging, wurde im Film auf mehreren Stationen begleitet. Sie war eingesperrt, weil ihr Bruder in der Auslandsarmee kämpfte. Mit ehemaligen Kamaradinnen zusammen erzählte sie über Unfreiheit, Angst, Hunger, Deportationen. Doch das Lager hatte auch etwas Gutes: es hatte einmal ein Ende. Und Frau Destallecová drückte es so aus: „Ich bin so froh, dass ich nicht hier im Lager den Tod fand“.

Wenn man die damaligen Zeiten bedenkt, ist das eine verständliche und plausible Aussage. Mir fielen dabei aber die vielen anderen ein: die einfach durch ihr Dasein dazu verurteilt waren, in so einem Lager den Tod zu erleiden. Für die das Lager Svatobořice ein Durchgangslager auf dem Weg in das endgültige Vernichtungslager war.

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