Überall ist Tuvia (Fortsetzung von 13.1.2017)

Insgesamt fühlen weder Tuvia noch die Leser sich besonders wohl in den einzelnen Staaten der USA. Man könnte das Verhalten der Menschen, und zwar in weiten Kreisen, als „verdruckst“ bezeichnen. Ihre Lebensweise und das was sie reden, stimmen nicht überein. Ihm fällt auf, wie penibel auf die Einhaltung einer korrekten Sprache gegenüber Minderheiten Wert gelegt wird, was nicht mit den Zuständen in den Stadtvierteln der schwarzen Bevöl-kerung in den Großstädten und den Obdachlosensiedlungen in Einklang zu bringen ist. Er wird immer wieder gewarnt, ja fast angefleht: in dieses Stadtviertel, mit dieser Buslinie dürfe er nicht fahren. Wenn er fragt warum, so erhält er keine plausible Antwort. Er fährt trotzdem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin und erlebt diese Stadtviertel so unwirtlich wie seine „Warner“ es angedeutet hatten. Diese Viertel sind von schwarzen Einwohnern bewohnt, die von sich selbst keine gute Meinung haben und längst nicht so eine korrekte Sprache anwenden, wie ihre weißen Mitbürger, die sich wiederum manchmal als „Kaukasier“ bezeichnen. Warum Kaukasier? Das weiß niemand, dieser Begriff hat sich aus irgendeinem Grund als politisch korrekt etabliert.

Beim Lesen fiel mir mein Besuch vor 18 Jahren in den USA, in Philadelphia ein, als ich erlebte, wie zwei junge Deutsche sich über allerhand „Primitives“ in den USA mokierten und die auch genau wussten, in welchen Stadtvierteln man mit dem Auto nicht anhalten darf. Auch heutzutage höre ich über manche Stadt in Europa und in Deutschland, wo es Viertel geben soll, in die man lieber nicht geht. Es muss die Tendenz geben, statt gegen Elend und Verrohung in Stadtvierteln anzugehen, die Viertel zu ignorieren und sich gegen sie abzusichern. Wichtig ist es, dieses nicht öffentlich zu benennen.

Dann dachte ich daran, wie ich im letzten Jahr im Greifswalder Theater (13.11.2016) erlebte, wie einheimische Studenten Flüchtlinge zu einem arabischen Theaterstück eingeladen hatten (dass es gegen Israel gerichtet war, steht auf einem anderen Blatt, passt aber dazu), und ihre Schützlinge beim Zusammentreffen innig umarmten, wonach sich jeder, sowohl die Studenten als auch die Flüchtlinge, wieder seinen eigenen Angelegenheiten zuwandte, meist waren es Smartphones. Das hätte eine Szene von Tuvia sein können.

Gegen Israel Gerichtetes bemerkt Tuvia des Öfteren auf seinen Reisen. Damals war die Unterzeichnung des Iran-Atomabkommens aktuell, und er erlebte ziemlich fassungslos die völlige Ignoranz von jüdischen Angehörigen der Obama-Administration, die das bevorstehende Abkommen über alles lobten und bei jüdischen Organisationen dafür warben. Gleichzeitig bat der israelische Botschafter, dessen Land vom Iran unmittelbar bedroht ist - durch schlimmste Drohungen vom Iran glaubhaft belegt - sehr darum, die Unterzeichnung des Abkommens zu verhindern. Überhaupt fand Tuvia es befremdlich, wie auch in den USA weite Kreise der Bevölkerung von dem Gedanken besessen sind, die Welt wäre in Ordnung, wenn es nur den Staat Israel nicht gäbe. Diese Einstellung kann ich auch hier erleben, z..B. als ein evangelischer Bischof eine Vortragstournee ansetzte, die zum Anliegen hatte, der christlichen Öffentlichkeit klar zu machen (wenn auch auf verschwommene Art und Weise), dass der Staat Israel nicht unbedingt existieren müsse (denn Gott bindet sich nicht an ein Territorium, wie er verkündete - 27.7., 1.8., 6.8.)

Abschließend ein Satz aus einer Rezension, die auf Deutschlandradio Kultur über das Buch „Allein unter Amerikanern“ zu hören war:
»Von Tuvia Tenenboms drei Büchern ist dies das Beste: differenziert und erschreckend zugleich … ein ebenso unterhaltsames wie authentisches Buch«.

Auch wenn so eine Beurteilung mehr über den Rezensenten als über das Buch aussagt, so hat er nicht Recht. Alle drei Bücher sind gleicherweise „differenziert, erschreckend, unterhaltsam und authentisch“, jeweils für die Umgebung in der diese Reportagen gemacht waren.

Im Luftreich des Traums

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