Perpetuum mobile

Mit zwei Frauen saß ich bei einem Vortrag zusammen. In der Pause plauderten wir, und da ich weiß, dass beide in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind, fragte ich, wie es ihnen damit so ginge. Sie waren etwas reserviert. „Ach, wir haben uns ein wenig zurückgezogen“. Der Grund für dieses Zurückziehen war, dass es inzwischen viele professionelle Angebote für die Flüchtlinge gibt, so dass sie zu der Erkenntnis gelangt waren, dass ihre Arbeit nur noch als zusätzliches Angebot wahrgenommen wird. Mehrmals fiel der Begriff „Dekra“, worüber ich mich wunderte, weil ich mir darunter ein Unternehmen vorgestellt hatte, das für Sicherheit von Fahrzeugen und Anlagen zuständig ist. So wurde ich über die Mechanismen der Marktwirtschaft aufgeklärt: „Du denkst wohl auch, Dr. Oetker wäre ein Lebensmittelproduzent, aber der betreibt auch Reedereien! (?) Jeder sieht zu, dass er etwas bekommt, wo etwas zu holen ist.“ Dekra, die gleiche Dekra die für technische Sicherheit zuständig ist, kümmert sich um Flüchtlinge und betreibt Sprachschulen. „Und die Flüchtlinge“, so wurde mir erzählt, „die sind ja so, das würde jeder andere auch so machen, dass sie alles nehmen, was sie bekommen können“. Und so nutzen viele Flüchtlinge (die man inzwischen Geflüchtete nennt), sowohl die Angebote der Dekra, als auch die der freiwilligen Helfer. Darum sind manche freiwilligen Helfer inzwischen ein wenig auf Distanz gegangen.

Im Stillen fragte ich mich, ob es vielleicht einmal so weit kommen wird, dass die Schulung für die Überwachung technischer Anlagen einmal auf Volkshochschulen und Sprachschulen unterrichtet werden wird. Auch verstand ich eine Notiz, die ich in Zeitung oder im Internet kürzlich las, besser: Die Flüchtlinge hätten zur Steigerung des Bruttosozialprodukts (wo auch immer) beigetragen. In meiner Kindheit hatte mich ein Buch fasziniert, wo ein Vater seine kinderreiche Familie ruiniert hatte, weil er, statt diese zu ernähren, am Perpetuum mobile bastelte. In der Schule, in Physik, lernte ich dann, dass so ein Perpetuum mobile ein Ding der Unmöglichkeit sei. Inzwischen bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es Perpertum mobile durchaus geben mag, man muss sie nur unter einem bestimmten Gesichtspunkt betrachten. Aus der Sicht dessen, der nur sein eigenes BSP im Auge hat und dem die Energie oder das Geld, das von Außen zugeführt wird, egal sein kann, der kann die Einwanderung der Flüchtlinge schon als Perpetuum mobile betrachten.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

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