Dunkle Schatten in der Nachkriegszeit: Verzeihung auf dem Totenbett
Manch einer sagt, die Nachkriegszeit wäre 1990 zu Ende gegangen, manch einer sagt sogar, der 2. Weltkrieg wäre 1990 zu Ende gegangen. Man kann es so sehen oder man kann es so sehen. Fest steht, dass der Weltkrieg weiter in den Köpfen der Menschen spukt, und es gibt sogar Leute, die noch nicht zur Kenntnis genommen haben, dass er überhaupt zu Ende ist.
Wenn man in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufgewachsen ist, macht man sich keine Gedanken um solche Definitionen, man wächst einfach auf und befasst sich nicht mit den Dingen der Vergangenheit. Erst wenn man erwachsen ist, ja lange nachdem man erwachsen geworden ist, wird einem bewusst, welche Schatten die Vergangenheit geworfen hat.
In meiner Kindheit gab es ein unheimliches Ereignis, über das ich mit niemanden sprach, das mich sehr beschäftigte. Der Opa meiner Freundin verließ eines morgens das Haus um in den Garten zu gehen und wurde nie wieder gesehen. Keine Spur, keine Leiche, nichts. Viele Jahre später fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ach: 1960! Das sind ja nur 15 Jahre nach Kriegsende, das hing sicher damit zusammen.
Weitere Jahrzehnte später fragte ich die Freundin, ob man jemals noch etwas über den Opa gehört hätte. Sie sagte, dass es nicht die geringste Spur gegeben hätte bis auf eine seltsame Begebenheit: Bald nach Verschwinden des Opas lag im Briefkasten der Familie ein Umschlag mit nichts anderem als einem Foto des Opas aus den 30-ger Jahren, wie er beim Besuch Hitlers in seiner Heimatstadt die Hand zum Hitlergruß hebt.
Außerdem erzählte die Freundin mir eine lustige Geschichte. Bald nachdem sie ihren Mann, einen Slowaken, geheiratet hatte, besuchte meine Freundin die alte Großtante, für die sie nie Sympathie hegte. Bei der Gelegenheit stellte sie ihren Mann vor. Die Tante, schon kurz vor ihrem Tod, war kaum noch in der Lage zu sprechen, aber so weit brachte sie es noch: „Ich hab´ gehört, es ist kein Deutscher.“ „Ja“. Du hast wohl keinen Deutschen gefunden?“, „Nein“. Die Tante rollte mit den Augen. Die Nichte war schon dabei, das Zimmer zu verlassen, da rief die Tante ihr hinterher: „Aber ich verzeih´ dir!“
Diese Großtante war die Schwester des verschwunden Opas.
Wenn man in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufgewachsen ist, macht man sich keine Gedanken um solche Definitionen, man wächst einfach auf und befasst sich nicht mit den Dingen der Vergangenheit. Erst wenn man erwachsen ist, ja lange nachdem man erwachsen geworden ist, wird einem bewusst, welche Schatten die Vergangenheit geworfen hat.
In meiner Kindheit gab es ein unheimliches Ereignis, über das ich mit niemanden sprach, das mich sehr beschäftigte. Der Opa meiner Freundin verließ eines morgens das Haus um in den Garten zu gehen und wurde nie wieder gesehen. Keine Spur, keine Leiche, nichts. Viele Jahre später fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ach: 1960! Das sind ja nur 15 Jahre nach Kriegsende, das hing sicher damit zusammen.
Weitere Jahrzehnte später fragte ich die Freundin, ob man jemals noch etwas über den Opa gehört hätte. Sie sagte, dass es nicht die geringste Spur gegeben hätte bis auf eine seltsame Begebenheit: Bald nach Verschwinden des Opas lag im Briefkasten der Familie ein Umschlag mit nichts anderem als einem Foto des Opas aus den 30-ger Jahren, wie er beim Besuch Hitlers in seiner Heimatstadt die Hand zum Hitlergruß hebt.
Außerdem erzählte die Freundin mir eine lustige Geschichte. Bald nachdem sie ihren Mann, einen Slowaken, geheiratet hatte, besuchte meine Freundin die alte Großtante, für die sie nie Sympathie hegte. Bei der Gelegenheit stellte sie ihren Mann vor. Die Tante, schon kurz vor ihrem Tod, war kaum noch in der Lage zu sprechen, aber so weit brachte sie es noch: „Ich hab´ gehört, es ist kein Deutscher.“ „Ja“. Du hast wohl keinen Deutschen gefunden?“, „Nein“. Die Tante rollte mit den Augen. Die Nichte war schon dabei, das Zimmer zu verlassen, da rief die Tante ihr hinterher: „Aber ich verzeih´ dir!“
Diese Großtante war die Schwester des verschwunden Opas.
anne.c - 4. Mai, 17:03