Weihnachtliche Rührstücke der Kriegsgräberfürsorge
Wieder flatterte ein Schreiben des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ins Haus. Warum mache ich mir mehr als 72 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges Gedanken über die Kriegsgräberfürsorge e.V.? Ja, warum flattern überhaupt zu diesem Zeitpunkt noch so viele dieser Schreiben in die Haushalte?
So überflog ich kurz den Inhalt der Schmonzetten, die die Bitte um Spenden oft begleiten. Inzwischen ist eine Zeitverschiebung eingetreten. Nicht mehr Rührstücke aus dem Krieg sind zu lesen, jetzt ist die Nachkriegszeit an der Reihe. Und so las man die Geschichten eines jungen Ehepaares, das in bitterster Not seinen Haushalt gründete und dabei „Weihnachtliches“ erlebte oder auch darüber wie die Lebendbotschaft eines im Krieg in Gefangenschaft geratenen Soldaten zu Weihnachten ins Haus seiner Eltern überbracht wurde.
Dass all diese Geschichten wahr sind, davon bin ich überzeugt, denn ich selbst bin mit ähnlichen Geschichten aufgewachsen. Damals waren sie noch recht frisch und lebendig. Auch ich könnte aus dem eigenen Bekanntenkreis gleicherweise Anrührendes beitragen.
Warum erscheinen mir nicht etwa die Geschichten, sondern die Weise, wie diese ausgenutzt werden, unwahrhaftig? Sie sind eine Instrumentalisierung des Lebens - denn in Extremsituationen sind die menschlichen Erlebnisse intensiver - für die Bagatellisierung des Krieges. Krieg - so wird als Botschaft überbracht -, ist etwas nebulös Böses von Außen Kommendes, in das Menschen unschuldig verwickelt sind. Krieg wird zum Kitsch oder zum romantischen Popanz gemacht.
Dass in anrührenden Geschichten stets unschuldige Menschen vorkommen, denen in harten Zeiten Gutes widerfährt, dafür habe ich ein gewisses Verständnis, wenngleich ich die Unwahrhaftigkeit nicht übersehen kann. Wer gibt schon aus dem eigenen Erleben und sei es aus dem „Volkserleben“ Unangenehmes Preis. Sollte man erzählen, wie damals hartherzige Hausbesitzer zu Weihnachten den aus dem Osten geflohenen Menschen ihr Haus verschlossen, wenn es irgendwie möglich war? Oder etwa sogar von einer weihnachtlichen Übermittlung einer Botschaft berichten, dass der Sohn des Hauses vom eigenen Kommandeur als Deserteur gehenkt wurde? Solche Dinge sind geschehen!
Welche Beweggründe stecken dahinter, dass ein großer materieller und ideeller Aufwand unternommen wird, den nun schon zwei Generationen zurückliegenden Krieg in eine Ansammlung von rührenden Geschichten voll von unschuldigen und leidenden Menschen umzustilisieren, die aus der sie umgebenden Welt herausgeschnitten sind? Das kann ich mir nur in dem dringenden Wunsch nach einer Eliminierung der Geschichte vorstellen, in der alle Menschen zu einer gleichförmigen Masse erklärt werden, deren persönliche Handlungen keine Rolle gespielt haben sollen, während sie einem von ihnen unabhängigen Schicksal ausgeliefert waren.
So überflog ich kurz den Inhalt der Schmonzetten, die die Bitte um Spenden oft begleiten. Inzwischen ist eine Zeitverschiebung eingetreten. Nicht mehr Rührstücke aus dem Krieg sind zu lesen, jetzt ist die Nachkriegszeit an der Reihe. Und so las man die Geschichten eines jungen Ehepaares, das in bitterster Not seinen Haushalt gründete und dabei „Weihnachtliches“ erlebte oder auch darüber wie die Lebendbotschaft eines im Krieg in Gefangenschaft geratenen Soldaten zu Weihnachten ins Haus seiner Eltern überbracht wurde.
Dass all diese Geschichten wahr sind, davon bin ich überzeugt, denn ich selbst bin mit ähnlichen Geschichten aufgewachsen. Damals waren sie noch recht frisch und lebendig. Auch ich könnte aus dem eigenen Bekanntenkreis gleicherweise Anrührendes beitragen.
Warum erscheinen mir nicht etwa die Geschichten, sondern die Weise, wie diese ausgenutzt werden, unwahrhaftig? Sie sind eine Instrumentalisierung des Lebens - denn in Extremsituationen sind die menschlichen Erlebnisse intensiver - für die Bagatellisierung des Krieges. Krieg - so wird als Botschaft überbracht -, ist etwas nebulös Böses von Außen Kommendes, in das Menschen unschuldig verwickelt sind. Krieg wird zum Kitsch oder zum romantischen Popanz gemacht.
Dass in anrührenden Geschichten stets unschuldige Menschen vorkommen, denen in harten Zeiten Gutes widerfährt, dafür habe ich ein gewisses Verständnis, wenngleich ich die Unwahrhaftigkeit nicht übersehen kann. Wer gibt schon aus dem eigenen Erleben und sei es aus dem „Volkserleben“ Unangenehmes Preis. Sollte man erzählen, wie damals hartherzige Hausbesitzer zu Weihnachten den aus dem Osten geflohenen Menschen ihr Haus verschlossen, wenn es irgendwie möglich war? Oder etwa sogar von einer weihnachtlichen Übermittlung einer Botschaft berichten, dass der Sohn des Hauses vom eigenen Kommandeur als Deserteur gehenkt wurde? Solche Dinge sind geschehen!
Welche Beweggründe stecken dahinter, dass ein großer materieller und ideeller Aufwand unternommen wird, den nun schon zwei Generationen zurückliegenden Krieg in eine Ansammlung von rührenden Geschichten voll von unschuldigen und leidenden Menschen umzustilisieren, die aus der sie umgebenden Welt herausgeschnitten sind? Das kann ich mir nur in dem dringenden Wunsch nach einer Eliminierung der Geschichte vorstellen, in der alle Menschen zu einer gleichförmigen Masse erklärt werden, deren persönliche Handlungen keine Rolle gespielt haben sollen, während sie einem von ihnen unabhängigen Schicksal ausgeliefert waren.
anne.c - 23. Dez, 22:19