Samstag, 25. Februar 2017

Fake News

Es ist mehr als 30 Jahre her. Während der Arbeit hörte ich damals oft Radio. Eines Tages wurde eine Sensationsnachricht bekannt gegeben: Die Zeitschrift „stern“ wäre in den Besitz von Hitlers Tagebüchern gekommen, und Passagen aus den Tagebüchern würden nach und nach im „stern“ veröffentlicht. Da sagte ich: „Na, wenn das mal nicht wieder irgendwelche Fälschungen sind“. Wie die Geschichte ausging, ist bekannt.

Nicht alles, was in Medien, seien sie „konventionell“, „sozial“ oder „öffentlich-rechtlich“ veröffentlicht wird, kann man mit ein wenig gesundem Menschenverstand sofort verifizieren. Im Augenblick macht sich die Medienwelt Gedanken über die „fake news“, die angeblich die Köpfe und Gemüter der Menschheit zerstören und die Welt von den Füßen auf den Kopf stellen. Mit Interesse hörte ich mir eine einstündige Diskussion im Sender „Phönix“ zum Thema fake news an, die unter der Moderation von Marietta Slomka ausgestrahlt wurde. Zwei namhafte Journalisten wirkten mit, ein junger Professor und der Intendant des ZDF. Dass bei diesem Thema auch Vernunft vorhanden sein kann, bewies der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlages, Mathias Döpfner. Er hatte die These, dass die Leute Medienkompetenz erwerben sollen, damit sie die modernen Medien, die sowieso nicht rückgängig gemacht werden können, beherrschen lernen, und dass für Medienschaffende die Möglichkeiten aber auch die Gefahren des Internets Herausforderungen seien, die dazu führen, dass der Beruf noch interessanter und verantwortungsbewusster ausgeübt werden kann.

Hier erinnerte ich mich, wie ich vor einiger Zeit im Internet las, dass die Leitung der Antonio Amadeo Stiftung auf dubiose Weise ausgewechselt werde. Da wunderte ich mich, wurde unsicher, und deshalb googelte ich ein wenig, bis mir klar wurde, dass dieser Beitrag eine Satire war. Das war keine zu aufwändige Arbeit. Außer bei Mathias Döpfner herrschte große Sorge vor Falschinformationen dieser Art im Internet. Man war sich allerdings einig, dass es diese schon immer, auch in konventionellen Medien gegeben hat (das beweisen die gefälschten Hitlertagebücher). Heute würden die Falschinformationen nur viel schneller kreisen und eine ungleich breitere Masse von Menschen erreichen.

Nun ist im Internet vieles möglich, aber dass jeder alles was geschrieben wird, jederzeit liest, ist nicht möglich. Dass Milliarden von Einträgen die Relevanz haben, die die Professoren und Doktoren aus dieser Diskussionsrunde ihnen zutrauen, ist zu bezweifeln. Es beherrschte die Angst dieses Gespräch, dass etwas Grundfalsches ins Netz gestellt wird, und wie von Zauberhand gelenkt, der Weltuntergang nahe sei. Die dafür angegebenen Beispiele waren ebenso dürftig wie absurd: Hillary Clinton war im Internet unterstellt worden, sie betreibe aus einer Pizzeria heraus einen Kinderschänderring, und einmal geisterte das Gerücht, Julian Assange sei ermordet worden für einige Momente durchs Netz. Mehr fiel den Diskutanten nicht ein, sie hatten kein überzeugendes Beispiel für Schäden, die fake news hervorgebracht haben.

Mathias Döpfner deutete es an, aber die anderen Teilnehmer kamen nicht auf die Idee: dass ein Journalist in der Lage sein sollte, zu recherchieren und nicht auf jede Dummheit hinein zu fallen aus Sorge, er könnte wegen der Recherche seine Neuigkeit erst einige Minuten später verkünden. Der Professor hatte erkundet, dass 95 % der Deutschen ihre Meinung gar nicht vom Internet abhängig machen. Da kann man doch sagen: ´Was soll die Diskussion?´ Er sorgte sich aber um die restlichen 5% der Deutschen, denn das wäre eine beträchtliche Menge. Große Sorge bereiteten Populisten, die ihren Freunden, die wahrscheinlich zu den „5%“ gehören, über Internet den Rat gäben, die falsche Partei zu wählen. Vielleicht auch die falsche Zeitung zu lesen und den falschen Fernsehsender zu schauen, denn die Sorge um das eigene Medium, dessen Einfluss zu schwinden droht, schien der eigentliche Beweggrund der Diskussion zu sein.

Eine eindeutige Fake News hat uns im vergangenen Jahr die ARD gebracht, dass war ein Beitrag über „Wassermangel im Westjordanland“, die sich eindeutig als Fake herausgestellt hat und wofür sich die ARD nie entschuldigt hat.

Im Luftreich des Traums

gegen Ideologien

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Zwei deutsche Kulturgrößen
Wenn sich in Deutschland Kulturgrößen zu Israel zu...
anne.c - 23. Apr, 17:37
Nach dem iranischen Angriff
Wie viele andere Menschen, haben wir den iranischen...
anne.c - 17. Apr, 17:39
Lüge und Wahrheit
Gern höre ich den Schweizer Sender „Kontrafunk“, der...
anne.c - 12. Apr, 12:59
Ein schönes Erlebnis
Wieder befand ich mich 2 ½ Tage mit meinem gut sichtbaren...
anne.c - 6. Apr, 19:42
Warum? – Die ewige Frage
„Es wird keine Geisel befreien, wenn Kinder derzeit...
anne.c - 29. Mär, 10:16
„The Zone of Interest“
Schon 2012 schrieb ich https://luftreich.twoday.n et/20120722/...
anne.c - 23. Mär, 13:40
Erlebnisse mit Israel-Fahne
Die Erlebnisse, die man selbst hat, sind immer interessanter...
anne.c - 16. Mär, 21:49
Nachbetrachtungen zum...
In dem Buch „Jahrhundert der Wölfe“ von Nadeshda Mandelstam...
anne.c - 7. Mär, 21:19
Arye Shalicar und die...
Jeden Abend hören wir den Podcast von Arye Shalicar....
anne.c - 26. Feb, 20:43
Als unredigierte Kommentare...
Als unredigierte Kommentare im Internet können solche...
nömix - 19. Feb, 12:10

Links

Suche

 

Status

Online seit 4636 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 23. Apr, 17:38

Disclaimer

Entsprechend dem Urteil des Landgerichts Hamburg vom 12.05.1998 gilt für alle Links und Kommentare auf diesem Blog: Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seitenadressen und aller Kommentare, mache mir diese Inhalte nicht zu eigen und übernehme für sie keinerlei Haftung.

Impressum

Anne Cejp
Birkenstr. 13
18374 Zingst