Samstag, 22. Oktober 2016

Wieder einmal eine unbeantwortete E-Mail

In den letzten Monaten machte man sich im Fernsehen immer einmal Überlegungen, warum die Presse und die Medien im Allgemeinen geschmäht und nicht in dem Maße für ernst genommen werden, wie diese meinen, dass es ihnen zustehe. In der Regel werden dabei „besorgte Bürger“, also Menschen, die der AfD nahe stehen, vorgeführt, wie sie unflätig oder unbedarft irgendetwas Böses über „die Medien“ in die Kamera sagen. (Bei „extra3“ –NDR war vor kurzem so etwas zu sehen). Im Zuschauer soll der Eindruck entstehen, dass die Menschen, die die Medien nicht ernst nehmen und das Wort „Lügenpresse“ benutzen, sehr unangenehme Zeitgenossen sind, mit denen es sich nicht lohnt, abzugeben. Schon die Tatsache, dass zur Rechtfertigung der eigenen Moralität unbedarfte, boshafte oder dumme Menschen mit ihrer dementsprechenden Wortwahl heran gezogen werden, ist ein Zeichen, dass am Begriff Lügenpresse etwas dran ist. Vor ernst zu nehmenden Argumenten, wird Abstand gehalten, was zur Folge haben soll, dass auch der seriöse Kritiker sich in „einem Topf“ mit den „Bösartigen“ wähnt.

Nun könnte man bequem sagen: Höre und lese doch den ganzen Mist nicht! Das halte ich für falsch, denn das „Lügen der Lügenpresse“ (um es drastisch zu sagen), rieselt ständig auf einen hernieder. Es ist schon nützlicher, darüber nach zu denken, und den „Medienmachern“ zu zeigen, dass man liest und zuhört, zuschaut und mitdenkt. Obwohl ich mir Medienenthaltsamkeit auferlege, war es in diesem Jahr doch etwa 10 mal, dass ich mich genötigt sah, an Medien einen Beitrag zu schreiben. Drei mal erhielt ich eine Antwort – immerhin. Die eine war eine vervielfältigte Mail, weil es wohl zu viele Zuschauerreaktionen gegeben hatte (vom NDR). Zwei der Antworten gingen auf mein Schreiben ein, einmal der NDR, einmal der DLF. Die Antworten waren gleichermaßen, dass ich die Dinge verkehrt sehe, und dass ihre mediale Tätigkeit vollkommen in Ordnung war.
Ohne weiteren Kommentar – denn der Inhalt geht aus meinem Schreiben hervor -, stelle ich den letzten, unbeantworteten Hörerbrief an den DLF in den Blog.

„Die Nachrichten am 19.10.2016 vom DLF
Nachrichten über die Deportation Berliner Juden

Sehr geehrte Redaktion,
wie es oft der Fall ist, hörte ich im Laufe des Tages einige Male Ihre Nachrichten. Dabei fiel mir die Meldung über die Deportation der Berliner Juden von „Gleis 17, Berlin-Wannsee“ auf. In schöner Regelmäßigkeit wurde diese Nachricht mit dem Satz abgeschlossen, dass „bis 1945 insgesamt mehr als 50.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Berlin in Ghettos und Konzentrationslager im Osten verschleppt wurden“. Nun ist allgemein bekannt, dass sowohl Berliner als auch jegliche andere Juden nicht in Lager verschleppt wurden, sondern in Gaskammern und Verbrennungsöfen verschwanden, selbst wenn sie zwischenzeitlich in diesem und jenen Ghetto noch eine Weile Sklavenarbeit leisten durften.
Dass die Hörer des DLF darüber Bescheid wissen, davon sollte man ausgehen. Wie soll ich diese unterschwellig angesetzte Desinformation Ihrerseits verstehen? Können Sie nicht über Ihren eigenen Schatten springen oder wollen Sie die Ehre Deutschlands, das Sie ja laut Ihres Namens vertreten, aufhellen? Dass Sie damit im Sinne Pegidas und AfD handeln, denen Sie ansonsten nicht gerade gut gesonnen sind, scheinen Sie billigend in Kauf nehmen. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie einen Tag lang in den Nachrichten die Deportation Berliner Juden zum Thema machen, aber wenn Sie sich dazu genötigt fühlen, dann berichten Sie bitte wahrheitsgemäß. Denn durch Vernebelung von Tatsachen kann man den Opfern keinen Respekt zollen, wie Bundestagspräsident Lammert gefordert hat“. MfG

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